Fantasy-Helden und die Realität im Wiener Brut-Theater

„Fantomas Monster“ erzählt eine berührende Geschichte aus dem Iran.

Das Leben des iranischen Oppositionspolitikers Dariush Forouhar und seiner Frau Parwaneh spiegelt die Geschichte des Iran der vergangenen Jahrzehnte wider. Immer wieder gab es Vorstöße zur Demokratisierung, immer wieder wurde sie verhindert, von ausländischen Mächten, die am Erdöl interessiert sind, vom Militär, vom Schah und zuletzt vom Mullah-Regime. Im Brut erzählt Parastou, Tochter der Forouhars, die 1998 in ihrem Haus in Teheran brutal ermordet wurden, von ihrer Suche nach den Schuldigen.

Zwischen Wien und Teheran pendelt die Künstlerin. Auf dem Flohmarkt kauft Parastou (Edwarda Gurrola) eine mexikanische Ausgabe von „Fantomas“, Comicheld, anarchistischer Alles-Könner und Verbrecher. Fantomas erscheint Parastou, verspricht Hilfe, doch er ist ein Schaumschläger. Auf einer weißen Platte werden Fotos der Recherchen als Comics eingeblendet, dazu gibt es das reale Spiel zu sehen. So wird vorgeführt, wie weit die Populärkultur mit ihren Superhelden weg ist von der Wirklichkeit. Parastou spricht mit ihrer Anwältin. Der Richter droht ihr.

Sie soll die Gedenkveranstaltungen für ihre Eltern unterlassen. Die junge Frau gibt nicht auf. „Fantomas/Monster“ ist eine Reihe, „Iran: Fantomas gegen die Macht der Auslöschung“ der erste Teil. Politisches Theater schwankt oft zwischen Agitprop und persönlicher Betroffenheit. Das Team Gin Müller, Gorji Marzban und Jan Machacek bietet ein überzeugendes multimediales Konzept. Die Aufführung ist noch heute, Samstag, und im Jänner im Rahmen eines Iran-Schwerpunktes zu erleben. Die nächsten Kapitel des „Fantomas“-Polit-Thrillers spielen in Mexiko und Europa. (bp)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.12.2016)

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