Theater in der Josefstadt: Frostgefahr bei "Professor Bernhardi"

Ein Jugendfreund (Bernhard Schir als Professor Dr. Flint, re.) wird Minister und verrät den Klinikdirektor Professor Bernhardi  (Herbert Föttinger).
Ein Jugendfreund (Bernhard Schir als Professor Dr. Flint, re.) wird Minister und verrät den Klinikdirektor Professor Bernhardi (Herbert Föttinger).(c) APA (Herbert Neubauer)
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Janusz Kica hat Arthur Schnitzlers Komödie kühl und dennoch intensiv inszeniert. Es stand ihm ein großes Ensemble zur Verfügung, das viel Charakter zeigt.

Extreme Kälte strahlt das Bühnenbild für das Drama „Professor Bernhardi“ aus, das diesen Donnerstag am Theater in der Josefstadt unter der Regie von Janusz Kica Premiere hatte. Vielleicht wird auch deshalb in den mehr als drei Stunden so häufig mit Mänteln hantiert. Die bis auf eine fromme Krankenschwester männliche Belegschaft der Privatklinik Elisabethinum betritt Räume, die Karin Fritz spärlich wie fürs Bauhaus ausgestattet hat, oft weiß man nicht, wo abzulegen ist. Selbst das Hinsetzen und Aufstehen scheint in dieser äußerst gelungenen, wenn auch episch zu breiten Inszenierung ein Rangordnungskampf zu sein. Es passt genau zu diesem bösen Spiel, das Arthur Schnitzler als Komödie bezeichnet.

Zurecht: Ohne Ironie wäre dieser Fünfakter, der die Intrigen, den manifesten Antisemitismus und das selbstbewusste Ärztewesen in Wien um 1900 wie mit einem Seziermesser bloßlegt, kaum zu ertragen. Die Uraufführung fand 1912 nicht in Wien, sondern am Kleinen Theater in Berlin statt. Deutschnationale und Christlichsoziale in Wien hetzten erfolgreich gegen dieses Meisterdrama – bis zum Ende der Habsburgermonarchie war es in Österreich verboten. So viel Systemkritik durfte einfach nicht sein.

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