Kuppel-Show: Sigrid Hauser überrascht singend

Eigentlich wollte Sigrid Hauser ja Putzfrau werden. Dann hat sie sich doch für die Bühne entschieden. Jetzt ist sie in "Hello Dolly" zu sehen. Das wird nicht nur ihre Fans aus dem öffentlichen Nahverkehr freuen.

TIPP

Es ist doch schön, wenn man die Leute überraschen kann. Sigrid Hauser passiert das immer wieder. Und zwar immer dann, wenn sie als Sängerin auftritt, was gar nicht mal so selten der Fall ist: „Ich werde eben als Kabarettistin gesehen. Die Leute sind immer noch erstaunt, dass ich singen kann. Ich bin eine ständige Überraschung für mein Publikum. Aber ich hab mich dran gewöhnt“, sagt Sigrid Hauser und lacht ihr ansteckendes Lachen. Dabei wollte Hauser eigentlich immer schon Sängerin werden. Obwohl, das ist nicht ganz korrekt. „Ich hatte als Kind eine Platte von der Zauberflöte mit Fritz Wunderlich als Tamino. Die hab ich noch vor dem Kindergarten auswendig gekonnt. Ich wollte Tenor werden. Frauenstimmen waren mir zu schrill.“ Die andere Wunschberuf-Alternative wäre Putzfrau gewesen („Ich mach noch immer sehr gern glatte Flächen sauber.“).

In der Tonlage hat sich Sigrid Hauser schließlich doch umentschieden. Als Tenor könnte sie jetzt ja auch nicht die Dolly in der neuen Volksopern-Inszenierung von „Hello Dolly“ singen. Eine Geschichte, die, wie sie feststellt, gleichzeitig unzeitgemäß und doch so modern ist. Denn einerseits ist da dieses gottlob überwundene Schicksal von alleinstehenden Frauen in der damaligen Zeit. Andererseits ist das Phänomen der Heiratsvermittlung noch immer ein Thema: „Unser Sponsor ist Parship. Das find ich sehr amüsant“, sagt Hauser.

Internetdating, warum nicht? Gegen Partnersuche via Internet hat die Sängerin nichts einzuwenden: „Ich finde das keine schlechte Sache, wenn man weiß, man ist auf eine feste Beziehung aus, aber man trifft nicht die richtigen Leute. Ich hab mich auch einmal angemeldet, aber mir war das letzten Endes zu spekulativ. Ich kann nicht an jemanden herantreten, bei dem ich im Hinterkopf habe, den heirate ich vielleicht irgendwann. Das nimmt mir jegliche Romantik. Aber das liegt vielleicht auch daran, dass ich jemand bin, der eigentlich nicht heiraten will . . .“, sagt sie und da kommt es wieder, das ansteckende Lachen. „Ich wollte auch schon immer mal so ein Speeddating machen, das find ich eine lustige Idee.“

Mit der Anonymität, mit der solche Internetdating-Aktionen verbunden sind, hat Sigrid Hauser kein Problem: „Ach, das ist wie bei Facebook: Die Leute regen sich auf wegen ihrer Privatsphäre, aber ich stell da ja nur hinein, was ich hineinstellen will. Wenn ich auf eine Party gehe, dann zieh ich mich auch nicht gleich aus.“

Sigrid Hauser, die nicht nur für sich selbst, sondern auch für Kabarettkollegen Texte schreibt, nützt Facebook vor allem, um mit ihren Fans in Kontakt zu kommen: „Ich kann da ein bisschen mit den Leuten plaudern. Ich schreib auch wirklich selber. Ich mach’s nicht immer gleich, aber dafür mach ich’s selbst.“ Aber auch der persönliche Kontakt ist noch da: „Vor Kurzem hatte mein Auto einen Totalschaden und ich war gezwungen, wieder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren. Man erlebt die Stadt ja ganz anders! Ich hab’s auch gern, wenn mich jemand in der Straßenbahn anspricht. Letztens bin ich gefahren und da sitzt eine Frau und die schaut mich nur an, zeigt auf mich und streckt den Daumen in die Höhe. Das hat mich irrsinnig gefreut!“

Musikalisches Allgemeingut. Die Proben für „Hello Dolly“ entwickelten sich zur akrobatischen Herausforderung, bei der die „wunderschönen Jason-King-Koteletten“ von Robert Meyer eine willkommene Ablenkung waren: „Das ist Step Aerobic für mich, ich muss dauernd die Treppen rauf und runter. Und am Anfang war das auch spannend, wenn ich auf der Drehbühne die Wendeltreppe raufgelaufen bin, war immer die Frage: Wo ist jetzt vorne?“ Und, natürlich: das Hauser-Lachen.

Das Besondere an so klassischen Musicals wie „Hello Dolly“ sei vor allem das „schöne Orchester. Bei vielen neuen Musicals macht ja der Tontechniker die Musik“. Im englischsprachigen Raum ist „Hello Dolly“ – wie kürzlich der Disney-Film „Wall-E“ zeigte, in dem zwei Lieder eine wichtige Rolle spielten – „Allgemeingut wie bei uns das Weiße Rössl“. Oder der Donauwalzer. Wobei, gerade da hat Sigrid Hauser auch schon ihre Erfahrung mit länderspezifischem Allgemeingut machen müssen: „Ich war einmal zu Silvester in Deutschland. Und zu Mitternacht muss ich feststellen, die spielen dort nicht den Donauwalzer! Ich bin halb ausgeflippt! Ich hab den Pianisten dann gezwungen, den Donauwalzer zu spielen, weil ich sonst nicht ins neue Jahr gehen kann . . .“

Hello Dolly
Volksoper Wien, Premiere 25. 9.
www.volksoper.at

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