Kabarett: "Flüsterzweieck" im Theater am Alsergrund

Kabarett Fluesterzweieck Theater Alsergrund
Kabarett Fluesterzweieck Theater AlsergrundTheater am Alsergrund
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Antonia Stabinger und Ulrike Haidacher begeistern mit ihrem ersten Programm durch Sprachwitz, Körpereinsatz und perfektes Timing: „selbstredend, wahnsinnig! [humorzweipunktnull]" bringt 30 Figuren auf die Bühne, die man so schnell nicht wieder vergisst.

Dass Kabarettisten nicht mehr mit dem Publikum reden, sondern in ein Dutzend Figuren schlüpfen, die untereinander reden, ist seit „Hader muss weg" ja State of the Art. Darum denkt man in der Show von Flüsterzweieck zuerst: Aha, nix Neues. Doch nach den ersten paar Szenenwechseln dünkt einem: „Was ist denn das Neues?!" Diese beiden Germanistikstudentinnen aus Graz lassen sich nicht einordnen, sie kreieren ihre eigene, frisch gebastelte Schublade - und toben sich darin so richtig aus. Antonia Stabinger und Ulrike Haidacher zaubern brillant Figur um Figur auf die Bühne, zwischen den Szenen wird abrupt geswitched - doch stets mit einem gut durchdachten Schnitt, der den Zuschauer staunen lässt: Vom Managementtraining zu integrationnsunwilligen Österreichern, von der Saualm in die Kirche, vom Friseur zur Lichtenergie-Esoterik-Tante, von Tullnerbach-Pressbaum zu Kindern, die „Sag ma, wir sind Indianer" spielen usw. Das Zappen bringt fast Fernsehatmosphäre in das Kellertheater, wo am Freitag die Wien-Premiere von „selbstredend, wahnsinnig! [humorzweipunktnull]" über die Bühne ging (Theater am Alsergrund).

Von der schauspielerischen Leistung her müssen sich Stabinger und Haidacher hinter keinen jungen Fernsehstars verstecken: Sie sind bühnenerfahren, haben schon im Schultheater zusammen gearbeitet, und sind seither nicht von der Faszination Theater los gekommen. Da sitzt jede Bewegung: Jede hochgezogene Augenbraue und jeder abgewinkelte Arm passen stets genau zu dem Bild, das die zwei Frauen gemeinsam auf der Bühne darstellen (Regie: Katrin Hammerl). Dazu gibt das jeweils passende Sprachgerüst mit verschiedenen Akzenten und Stimmungen dem Bild seinen gewissen Pepp. Nach dem Sieg beim Grazer Kleinkunstvogel 2009 haben sie ihr erstes abendfüllendes Programm zusammengestellt, Teile davon sind auch in der „Langen Nacht des Kabaretts" österreichweit zu sehen, bei dem Nachwuchsbewerb „Goldener Kleinkunstnagel" im Theater am Alsergrund erreichten sie mit solchen Ausschnitten das Finale.

Hier im vollständigen Programm erfreut den Zuseher, dass aus dem stückerlhaften Fleckerlteppich voller verrückter Szenen und Figuren, der großen Bogen erkennbar wird, der das Stück gut verwoben zusammenhält. Zu Beginn wird man vorgewarnt: „Es kommen 30 Frauen und ein Mann vor. Und am Schluss fragt man sich: Wer ist Mr. Frosch?". Stimmt. Ein Mr. Frosch kommt nicht explizit vor. Dafür wachsen einem in den zwei Stunden Maria aus Tullnerbach-Pressbaum, die Yoga-Mädels, das Schatzi-Bussi-Pärchen und das steirische Prolo-Girl, das „Hooch Zitraauun" säuft und mit einem Burschen „saugt", obwohl er ihr vor die Füße „hinkodert", direkt ans Herz. Eine überraschende Wendung bietet z. B. das turtelnd telefonierende Pärchen, bei dem in drei, vier Szenen eine ganze Geschichte erzählt wird. In das Leben der anderen Figuren wird nur kurz hinein gezoomed: Doch genau dieser scharfe Blick blattelt den Kern Österreichs und seiner Bewohner so gut auf.


Nächste Termine: 26. 2. und 26. 3. im Kabarett Niedermair (Tel: 01 / 408 44 92)

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