Der Blonde Engel rockt den Alsergrund

(c) Foto: Paul Fleischanderl
  • Drucken

Beim letzten Auftritt in Wien vor der Sommerpause brachte Felix Schobesberger alias „Der Blonde Engel“ mit seinem Solostück „in echt“ das Theater am Alsergrund zum Jubeln.

„G'scheite Sätze kosten extra". Mit dieser Retourkutsche hatte der Blonde Engel nicht gerechnet. Seit einiger Zeit tourt der 22-jährige Linzer Felix Schobesberger mit seinem ersten Solo-Programm „in echt" durch Österreich - wobei er auch sein Debütalbum „Der Retter ist nah" promotet. Am Wochenende kam „Der Blonde Engel" nun zum letzten Mal vor der Sommerpause nach Wien: Das Theater am Alsergrund war ausverkauft - ein so junges Kabarettpublikum sieht man in Wien selten. Da hatten sich wohl manche anlocken lassen vom knalligen Plakat, auf dem der junge Bursch mit nacktem Oberkörper, umgeschnallten Engelsflügeln und hautenger, güldener Leggings abgebildet ist. Oder die junge Generation wollte endlich mal mehr von dem Youtube-Star sehen: Schließlich wurde Schobesbergers Hit „Nespresso, what else" dort bereits über 150.000 mal angesehen - und er erreichte damit beim FM4-Protestsongcontest 2011 den vierten Platz.

Auf die Bühne trat der Blonde Engel dann ohne Engelsflügerl und nicht ohne Hemd. Nur das lange blonde Haar wies darauf hin, dass sein Künstlername richtig gewählt ist. Jedenfalls achtet der junge Mann, dass nicht nur dem Publikum, sondern auch ihm selbst nicht fad wird. Darum probierte der Blonde Engel für den Abend im Alsergrund ein paar neue Sachen aus wie z.B. die Uraufführung von „Kreuztonart kost' extra". In dem Lied erklärte der Musiker, dass alle „Spompanadeln" wie Kreuztonart oder komplizierte vermischte Akkorde nur für extra Bezahlung geliefert würden. Später bat Schobesberger sein Publikum, die Basis für ein improvisiertes Lied nach der Pause zu liefern: Man möge irgendwelche Sätze auf einen Zettel schreiben und abgeben. Und tatsächlich fiel einem findigen Zuseher der Satz ein: „Gscheite Sätzen kosten extra" - und der Blonde Engel baute diese reflektierte Betrachtung stante pede in sein Impro-Lied ein: eine der gelungensten Nummern des Abends. Und der Beweis, dass der Blonde Engel nicht nur zwischen Kabarett und Musik „irgendwo dazwischen" liegt (so ein Liedtitel), sondern mit Impro dazu sogar den flotten Kleinkunst-Dreier wagt.

Auch die nächste Impro-Nummer ging äußerst gut auf: Ein Lied, dessen Rhythmus und Thema vom Publikum bestimmt wurden. Lustigerweise waren die Künstlerkollegen Christoph und Lollo ein Thema des Songs. Anscheinend war den zurufenden Zusehern aufgefallen, dass der Auftritt eine ähnliche Nonchalance und ansteckenden Humor, der sich selbst nie zu ernst nimmt, aufweist und dass sich die Art und Weise, wie der Blonde Engel und Christoph und Lollo ihren Protest in Wort und Ton fassen, leicht ähneln. Doch eigentlich ist Felix Schobesberger nicht vergleichbar mit dem Wiener Duo: Denn er inszeniert sich auf der Bühne auf vielfältigste Weise. Da werden Instrumente gewechselt (Gitarre, Banjo, Ukulele), da zeigt er zur Zugabe doch noch den nackten Oberkörper und die Flügerl und da wird das Publikum (für ältere Semester fast zu oft) zum Mitmachen animiert. Manchmal spielt und singt er perfekt - stets mit wechselnder Intonation und Stimmlagen - und oft spielt und singt er so liebenswürdig unperfekt, dass man ihm lachend fast glaubt, wenn er ankündigt: „Jetzt kommt ein schiaches Lied."

Und dann beruhigt er noch jene, die befürchten hinter der Engelspost (so heißt sein Newsletter), hinter den himmlischen Wortspielen und seinem Künstlernamen stecke Blasphemie: „Das ist nicht meine Absicht. Ich zahle bis heute brav die Kirchensteuer." Ja, von diesem braven Bub wird man noch viel hören in der heimischen Musik- und Kabarettszene.

Hörbeispiel

http://soundcloud.com/blonder-engel/stahlstadtkind-impro

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.