Insolvenz: Aus für André Hellers Pferdeshow

Insolvenz fuer Andr Hellers
Insolvenz fuer Andr Hellers(c) EPA (FELIX HOERHAGER)
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Der Veranstalter von „Magnifico“, spricht von „zu wenig Publikumsinteresse“. Heller wehrt sich gegen diese Behauptung. Die Show hatte am 8.Februar in München Weltpremiere.

Die Kosten dieser gigantischen Produktion“ könnten „nicht mehr durch Einnahmen gedeckt werden“, es sei kein ausreichendes Publikumsinteresse vorhanden. So begründet die „Magnifico Circus GmbH & Co. KG“ des namhaften Veranstalters Marcel Avram, die André Hellers Pferdeshow „Magnifico“ produziert hat, ihren Schritt: Sie hat beim Amtsgericht München den Insolvenzantrag gestellt.

Die Show hatte am 8.Februar in München Weltpremiere, sie sollte in vielen anderen Städten gastieren, in Wien ab 24.November. Dazu wird es wohl nicht kommen. „Das ist für mich sehr, sehr traurig“, kommentiert André Heller, der derzeit in Venedig an einem Gartenprojekt arbeitet: „Es ist sehr schade, etwas Schönes aufzugeben, das die Menschen geliebt haben.“

Gegen die Behauptung, das Publikumsinteresse sei zu gering gewesen, protestiert Heller energisch: „Das kränkt mich wirklich. Das ist wie wenn man einen Film aus dem Kino nimmt und sich dann beschwert, dass ihn zu wenig Leute ansehen.“

Probleme mit dem Zirkuszelt

Die Abende in München seien gut gelaufen, Marcel Avram habe selbst von 80.000 Besuchern gesprochen. „Allerdings waren viele zu Recht unzufrieden, weil sie zu wenig gesehen haben.“ Darauf habe Avram angekündigt, ein neues Zelt zu bauen, das „den Ansprüchen des André Heller gerecht wird“. Das habe er nicht getan. Avram habe die Künstler Ende März gekündigt und ihnen Anschlussverträge für August versprochen. Auch das habe er nicht eingehalten.

André Heller betont im Gespräch mit der „Presse“, dass er nur als Regisseur und künstlerischer Leiter engagiert worden war; alles andere, auch die Verträge mit den Künstlern, waren Sache von Avrams Firma. „Offensichtlich sind die Kosten aus dem Ruder gelaufen“, meint Heller. Er hält es für möglich, dass ein guter Teil der Kosten, die Avrams Firma jetzt in die Insolvenz stürzen lassen, schon entstanden ist, bevor er die Show übernommen hat. Avram hatte die Idee einer Pferdeshow ja schon einige Zeit, bevor er Heller als Regisseur verpflichtete. Laut diesem war zuerst Franco Dragone vom Cirque du Soleil im Gespräch.

„Das ist eben ein Rock 'n' Roller“

„Empört“ ist Heller auch über die Art, wie ihm Avram – den er noch vor Kurzem als Freund gesehen hat – über das Aus informiert hat: via E-Mail, als „Vertreter der Investorengruppe“, der sich der Meinung der anderen Investoren anschließe. „Das ist eben ein Rock 'n' Roller“, urteilt Heller über Avram, der u.a. Konzerte von Bon Jovi und AC/DC veranstaltet und alle Welttourneen von Michael Jackson organisiert hat: „Diese Leute haben ihr ganzes Leben Rock 'n' Roll gemacht und keine Theatershows. Für die braucht man ein ganz anderes Verständnis. Ich habe Avram beschworen: Geh nicht so leichtfertig mit so etwas Kostbarem um! Aber es hat nichts genutzt.“

„Ich denke mir: eine interessante Lehre“, resümiert Heller stoisch. „Du musst immer schauen, auf wen du dich einlässt – und auf welchen Ton der gestimmt ist.“ Er bedaure, dass er nicht auf den Vorschlag von ORF-Programmdirektor Wolfgang Lorenz eingegangen sei, die „Magnifico“-Premiere live im ORF zu übertragen. „Dann hätten wir jetzt eine gute Aufzeichnung.“

Keine Hoffnung also auf ein Revival von „Magnifico“? Es hätten sich schon zwei Leute gemeldet und Interesse daran gezeigt, die Produktion zu übernehmen, sagt Heller. Als Nächstes widmet er sich aber einem Fernsehporträt (für den ORF) über einen alten Kompagnon, der ihn zeit seines Lebens nicht enttäuscht hat: Helmut Qualtinger.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.07.2011)

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