Burgtheater: Hartmann bringt Handke-Uraufführung

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„Die schönen Tage von Aranjuez“ werden von Luc Bondy am Akademietheater inszeniert. Burg-Chef verkauft Bühnenbretter um 600 Euro pro Kilogramm und es werden 1000 Stück aufgelegt.

Die Uraufführung eines Stücks von Peter Handke kündigte Burgtheater-Direktor Matthias Hartmann am Donnerstag in Wien an: „Die schönen Tage von Aranjuez“ werden im Mai am Akademietheater gegeben. Regie bei dieser Koproduktion mit den Wiener Festwochen wird deren Intendant, Luc Bondy, führen. Noch 2011 wird es zwei weitere Uraufführungen zeitgenössischer Autoren geben. Am 7.12. hat „Die Liebe zum Nochniedagewesenen“ von René Pollesch am Akademietheater Premiere, am 21.12. „Die Froschfotzenlederfabrik“ von Oliver Kluck im Kasino. Zudem wird nach langem „work in progress“ auch Hartmanns Dramatisierung von Leo Tolstois Roman „Krieg und Frieden“ am 4.12. 2011 offiziell Premiere haben. Und zu Silvester überrascht der Hausherr wieder mit einem Boulevardstück.

Hartmann wies auch auf höhere Einnahmen und weiter steigende Besucherzahlen hin – 6000 mehr als zum Vergleichszeitpunkt 2010. Dennoch versuche das Haus, neue Geldquellen zu erschließen. Es gebe zum Beispiel Probleme mit dem Schnürboden, der jetzt saniert werde. Der abgenutzte Boden des Burgtheaters, auf dem seit 1955 gespielt wird, soll ab 8.12. in kleinen Einheiten verkauft werden. Ein Kilogramm kostet 600 Euro, es werden 1000 Stück aufgelegt, darunter zehn vom Direktor „persönlich signierte Exemplare, deren Preis ich nicht nenne“. Zuvor gilt ein Subskriptionspreis von 480 Euro.

Minichmayr keine Leihgabe?

En passant verteidigte der Direktor, dass sein Haus für sechs Abende an Red Bull („Flying Bach“) vermietet werde: „Das ist nicht billig, weder finanziell noch vom Niveau.“ Hartmann wandte sich gegen mediale Zuspitzungen angeblicher Konflikte, etwa mit Burg-Star Birgit Minichmayr, die derzeit am Residenztheater in München spielt und sich nicht als „Leihgabe“ verstanden wissen will. Er verlasse sich auf das, was unter vier Augen ausgemacht worden sei. Auch mit der früheren Vizedirektorin Karin Bergmann, die das Haus verlassen hat, „verstehe ich mich grandios“.

2012 setzt das „Nature Theatre of Oklahoma“ seine Serie „Life and Times“ fort, mit der Uraufführung von „Episode III + IV“ am 21.1. im Kasino. Am 28.1. hat an der Burg „Endstation Sehnsucht“ Premiere. Im Februar wird am Akademietheater ein Stück von Roland Schimmelpfennig uraufgeführt: „Das fliegende Kind“, im selben Monat gibt es Buñuels „Würgeengel“ in der Regie von Martin Wuttke. David Bösch inszeniert im März Ibsens „Gespenster“ statt Nestroys „Der Talisman“, Jan Bosse im April „Robinson Crusoe“. Weil David Greigs „Der Papst am Strand“ nicht rechtzeitig fertig sei, werde stattdessen „Wastwater“ von Simon Stephens gespielt. Zudem gibt es unter anderem die Erstaufführung von Elfriede Jelineks „Winterreise“ und die Uraufführung von David Lindemanns „Getränk Hoffnung“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.11.2011)

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