Jelineks „Nora“ wird in der Garage X richtig flottgemacht

Jelineks Nora wird Garage
Jelineks Nora wird Garage(c) Anita Gramyer, Dennis Cubic
  • Drucken

Regisseur Ali M. Abdullah erweckt mit viel Witz ein selten gespieltes frühes Drama der Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek in der Garage X am Petersplatz in Wien zum Leben. Die Inszenierung hat Charme und Witz.

Die Zuseher werden wie zu einem strengen Lehrstück in den Theaterkeller der Garage X am Petersplatz in Wien geführt. Auf dem Weg an der Bühne vorbei sind jüngere Musterbeispiele heimischer Korruption an die Wände geklebt, die Ausstattung wirkt billig, das Outfit der Schauspieler auch. Renato Uz liebt offenbar gepflegten Punk. Gegeben wird Elfriede Jelineks Debütdrama „Was geschah, nachdem Nora ihren Mann verlassen hatte oder Stützen der Gesellschaften“, eine fetzige Reaktion auf zwei Klassiker Henrik Ibsens, die eine verfolgte Frau mit noch mehr auf Eigennutz bedachte Männer zusammenbringt als im Original. Nora muss auch noch den Ausbeuter Weygang und dessen Arbeiterschaft ertragen. Im Vergleich zu Ibsens Gesellschaftskritik war jene von Jelinek, die auch vor einer Parodie auf damalige Varianten des Feminismus nicht haltmachte, nach der Uraufführung in Graz 1979 nicht haltbar.

Die Frau wird aufs Ärgste ausgenutzt, verwertet. Treffsicher war die zynische Sprache Jelineks schon damals, vor 33 Jahren, aber auch ziemlich aufgeladen mit Ideologie. Wird das jetzt harte Arbeit oder gar eine Pflichtübung in Erinnerung an die peinlichen Siebzigerjahre? Aber nein, im Gegenteil. Die Inszenierung von Intendant Ali M. Abdullah hat Charme und Witz, die Wiedererweckung dieser modernen Nora ist gelungen. Lustvoll wird gespielt, der Schein durchbrochen, musiziert.

Ein starkes musikalisches Frauenduo

Zum Positiven tragen Verena Dürr und Ulla Rauter entscheidend bei. Sie sind das starke Duo „Wir haben uns lieb, bis eine heult“, das am Rande der Bühne mit Gitarre, Keyboard und Sprechgesang die lose Szenenfolge verbindet. Vor diesem Hintergrund können Dennis Cubic, Anita Gramser, Markus Heinicke und Julia Jelinek in rasch wechselnden Rollen schrullige Gemmen produzieren. Sie produzieren sich an der Rampe, auf einem kleinen weißen Guckkasten mitten auf der Bühne, der schließlich demontiert wird, oder hinter ihm per Mikro und Kamera – dann wird das Geschehen auf einer Videowand übertragen wie in besten post-dramatischen Zeiten.

Nora spaltet sich auf, sogar die Männer dürfen sich zuweilen ihres Textes bemächtigen. Aufgeklebte Zettel verweisen darauf, wer gerade dran ist, ein Laufband gibt Zusatzinformation. Noras Perücke sitzt schief, ihr Make-up ist längst zerronnen, sie muss sich billige sexistische Witze anhören, ehe sie daran gehen kann, die Peiniger auszupeitschen und sogar echt zu demütigen – durch Erfolg. Die Frauen spielen mit einem Tick mehr Ernst als die Männer, während deren Komik beinahe schon aufdringlich wird. Aber sie wollen ja nur spielen! Das machen sie alle ziemlich gut.

24., 25. Febr., 1., 2., 3., 9., 10., 21., 22. März

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.