Schmied stützt Salzburger Festspiel-Kuratorium

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Kulturministerin Claudia Schmied ist um eine „verbale Abrüstung“ im Budgetstreit bemüht. Kuratoriumsmitglied Peter Radel glaubt nicht, dass Salzburger Festspiel-Intendant Alexander Pereira zurücktritt.

Kulturministerin Claudia Schmied (SP) stärkt dem Kuratorium im Budgetstreit mit dem Salzburger Festspiel-Intendanten Alexander Pereira den Rücken. „Das Kuratorium nimmt seine Verantwortung wahr, es handelt mit Sorgfalt und in gegenseitiger Abstimmung“, sagte Schmied Donnerstag der Apa: „Die nächste Kuratoriumssitzung am 26. Juli wird entscheidend sein.“ Die meisten Politiker votieren gegen die von Pereira verlangte Budgetausweitung – nicht so die FPÖ. Dass Pereira mit privaten Sponsorgeldern seine Festspiel-Vision umsetzen wolle, sei zu begrüßen, lobte FP-Kultursprecherin Heidemarie Unterreiner.

Wird Pereira zurücktreten? „Ich glaube es nicht“, erklärte Peter Radel, für das Finanzministerium im Festspiel-Kuratorium, am Donnerstag der „Presse“. Bei einer Kuratoriumssitzung am Mittwoch, bei der das Budget für 2013 beschlossen werden sollte, kam es zu einem Eklat zwischen den Vertretern der Subventionsgeber und dem Intendanten. Das Kuratorium unter dem Vorsitz von Salzburgs Landeshauptmann-Stellvertreter Wilfried Haslauer (VP) machte Pereira klar, dass das 60-Mio.-Euro-Budget nicht überschritten werde dürfe. Pereira verlangte 64 Mio. Euro und bot an, weitere Sponsoren zu bringen. In deren Abhängigkeit aber wollen die Festspiele nicht geraten. „Wir haben Pereiras ehrgeizigen Kurs im Vorjahr mitgetragen. Es bleibt weiteres Wachstumspotenzial, aber nicht in derart rasantem Tempo“, erklärte Haslauer: „Strukturen zu vergrößern ist immer einfacher, als Strukturen zu verkleinern.“ Salzburgs Bürgermeister Heinz Schaden (SP) sagte: „Auch wenn Pereira für alles und jeden einen Sponsor hat, wenn dieser ausfällt, kann die öffentliche Hand nicht einspringen.“ Pereira drohte Mittwoch mit Rücktritt: Das Kuratorium fahre „die Festspiele an die Wand“. Beobachter meinen, Pereira „pokere“. Schließlich hat er sich in Salzburg ein Haus gekauft. Seine Devise lautet wie in Zürich: mehr Einmaligkeit.

Neue Kalkulation oder neuer Intendant?

Bereits heuer hat Pereira das Programm in Salzburg stark ausgeweitet, er betonte, zuletzt auch in der „Presse“, wie gut der Kartenverkauf laufe. Er führt zusätzliche Schienen ein wie z. B. dieses Jahr die geistliche Musik. Er will Ur-und Erstaufführungen präsentieren, die nicht nur bei einem Festival mit 78 Prozent Eigendeckung wie Salzburg ein Risiko sind. Haslauer verbuchte am Donnerstag Pereiras Rücktrittsdrohung „als milieubedingte Dramatisierung“. Das Kuratorium werde sich „durch die verbale Zuspitzung nicht unter Druck setzen lassen.“ Schaden betonte, er lasse sich nicht erpressen und nannte Pereiras Rücktrittsdrohung inakzeptabel. Was wird passieren? Entweder Salzburg muss neuerlich einen Intendanten suchen – oder es wird bis zur nächsten Kuratoriumssitzung das Budget adjustiert. Meist wird vor den jeweiligen Festspielen das Budget für das nächste Jahr, also 2013, beschlossen, was aber auf auch Herbst oder Winter verschoben werden kann. Allerdings droht dann die Gefahr, dass der Finanzstreit die Festspiele überschattet. Daher wird vermutlich die Geschäftsführerin und Präsidentin der Festspiele, Helga Rabl-Stadler, sonst keineswegs um einen Kommentar verlegen, doch diesmal ungewohnt schweigsam, mit Pereira den Voranschlag neu durchrechnen.

Ist es nicht kleinlich, die Planung eines Intendanten, der Sponsoren auftreibt, bei einem Weltfestival wie Salzburg, dessen Subventionen zuletzt eingefroren waren, sodass Lohnerhöhungen aus Eigenem finanziert werden mussten, zu beschneiden? „Ja, es wurden die Subventionen nicht valorisiert. Aber die Subventionsgeber haben sehr viel in die Infrastruktur in Salzburg investiert. Dafür findet man kaum einen Sponsor: das Haus für Mozart, das große Festspielhaus, die Felsenreitschule, gerade hat das Finanzministerium wieder 2,5 Mio. Euro überwiesen, das wird nicht erwähnt. Das ärgert mich! Pereiras Gelder sind nicht haptisch, sondern virtuell“, betont Radel und: Eine Erhöhung des Budgets binnen Kurzem von 52 auf 64 Mio. Euro, „das hätte jeder normale Aufsichtsrat abgelehnt“.

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