Bruce Springsteen rockt im Hyde Park: Und aus!

Steven Van Zandt, Bruce Springsteen, Nils Lofgren
Steven Van Zandt, Bruce Springsteen, Nils LofgrenEPA
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Weil sie die Londoner Sperrstunde ignoriert haben, wurde "The Boss" und seinem Überraschungsgast Sir Paul McCartney der Ton abgedreht. Gitarrist Steven Van Zandt: "Ich muss gestehen, ich bin angefressen".

Wer ist hier der Boss? Bruce Springsteen war es nicht, sein London-Set beim "Hard Rock Calling" endete früher als erwartet, dafür artig mit der offiziellen Sperrstunde. Jahrelang hätte man mit diesem Finale angeben können und dann zieht der Veranstalter auf Druck der Behörden einfach den Stecker. Am Samstag war im Hyde Park um 22.35 alles still.

Verärgert hat das nicht nur die 65.000 Besucher des traditionellen Sommerfestivals, sondern auch Steven Van Zandt, Gitarrist in Bruce Springsteens E Street Band. Über Twitter machte er seinem Ärger nach dem Festival wiederholt Luft: "Ich muss gestehen, ich bin angefressen. Es hat den großartigen Abend zwar nicht zerstört, aber wenn ich mit McCartney jamme, lasst mich in Ruh'!".

"In Gottes Namen weiterrocken"

Und da liegt der Beatle im Pfeffer. Am Ende des Festivals startete nämlich überraschend Sir Paul McCartney mit gut geföhnter Haarwelle auf die Bühne, um mit Springsteen und seiner Band "I Saw Her Standing There" und dem beliebten Mashup aus "Twist and Shout" und "La Bamba" zu spielen. Während der letzten Nummer wurde die große Party dann von der Bühne geschubst.

Die Londoner Sperrstunde gilt nämlich auch für die Geburt einer Supergroup. Der Veranstalter Live Nation gab zu, dass der Abbruch unglücklich gelaufen wäre, allerdings habe man nur im Namen der "öffentlichen Gesundheit und Sicherheit" gehandelt. Van Zandt reagierte via Twitter barsch: "In meinen Augen war das einer der großartigsten Gigs aller Zeiten! Aber im Ernst: Seit wann ist England ein Polizeistaat?" Headliner Springsteen gab sich bisher zurückhaltend, ebenso sein Duett-Partner McCartney. 

Londons Bürgermeister Boris Johnson kritisierte die Veranstalter. "Das klingt für mich nach einer überzogenen Entscheidung", sagte der Politiker dem Londoner Radiosender LBC. "Hätten sie mich angerufen, meine Antwort wäre gewesen, dass sie in Gottes Namen weiterrocken sollen!"

AP

Bitte nicht anstellen

Abgesehen von seiner tonlosen Dankesrede war der Auftritt von "The Boss" im grünen Herzen der Londoner Innenstadt aber mustergültig. Am sumpfigen Gelände kamen die Gäste nicht einmal zu ihrem Nationalhobby "Lasset uns eine Schlange bilden". Die gute Organisation strich alle Wartezeiten am Festivaleinlass und den leiblichen Versorgungs - bzw. Entsorgungsstellen vom Programm. Das Publikum war teils durchwachsen respektive im Wachstum, vom Baby bis zum Rock'n'Roll-Greis waren alle Lebensphasen - die meisten tanz- und textsicher - vertreten.

Vom stummen "R"

Bruce Springsteen selbst ließ sich freilich nicht lumpen, unter drei Stunden und 30 Nummern geht er nicht von der Bühne. Zur Stimmbandlockerung eröffnete "The Boss" mit "Thunder Road", mitsingen musste der Mann aus New Jersey dabei nur stellenweise, den Rest übernahm sein aufgekratztes Publikum. Das ihn zuvor mit einem gut gedehnten "Bruuuuuuuuce!" auf die Bühne lotste. Für die Fantasie: Das klingt, als würden Tausende Menschen "Buhh"! rufen, bloß mit einem stummen "R".

Gruppenarbeit

Neben seinen gospeligen Neuerscheinungen, ließ Springsteen auch keine Hits von "Glory Days" über "Born in the U.S.A." bis "The River" aus. Neben diesen emotionalen Höhepunkten, taten auch die spontanen Bühnenbesuche von John Fogerty und Tom Morello dem Herzen gut. Letzterer, der hauptberuflich bei Audioslave und Rage Against the Machine die Saiten zupft, wollte gar nicht mehr von der Bühne hinunter, er verbrachte das letzte Drittel an Bruces Seite. Gegen die Sperrstunde hatte aber auch er nichts in der Hand.

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