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Schunkel-Schwindel um Kastelruther Spatzen?

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Die Volksmusikstars spielen keinen Ton selbst, behauptet ausgerechnet ihr Produzent. "Ich kann nicht länger mit dieser Lüge leben", gestand er der "Bild"-Zeitung.

Die heile Welt der Volksmusik bröckelt. Vor kurzem gab der Produzent der Kastelruther Spatzen, Walter Widemair, zu, dass seine Schützlinge keinen einzigen Ton selbst spielen: "Der Erfolg der Band ist auf einem Riesenschwindel aufgebaut ... Nur die Stimme von Sänger Norbert Rier ist echt. Sonst nichts", sagte Widemair der "Bild"-Zeitung. "Ich habe den Betrug immer für mich behalten, aber ich kann nicht länger mit dieser Lüge leben", gestand der 54-Jährige.

Milli Vanilli der Volksmusik

Dem Boulevardblatt offenbarte er, wer wirklich die Instrumente bei den Studioaufnahmen spielte: Widemair selbst soll Trompete gespielt haben, "der Gitarrist von Howard Carpendale und der Schlagzeuger der 'Söhne Mannheims' waren auch mal dabei. Aber niemals einer von diesen Bierzeltmusikanten, die sich Spatzen nennen". Der Schunkel-Schwindel erinnert an den Milli Vanilli-Skandal aus dem Jahr 1990. Damals wurde bekannt, dass weder Rob Pilatus noch Fab Morvan selbst sangen.

Stellungnahme der Kastelruther Spatzen

Am Dienstagvormittag nahmen die 13-fachen "Echo"-Gewinner aus Südtirol auf ihrer Facebook-Seite zu den schweren Anschuldigungen Stellung:

"Die Studioaufnahmen der Kastelruther Spatzen wurden immer hochwertig produziert. Er wurde mit Tontechnikern und Arrangeuren gearbeitet und wie bei allen professionellen Produktionen wurden auch Studiomusiker eingesetzt. Das ist weltweit und über alle musikalischen Genres üblich und rechtfertigt auch den Beruf des Studiomusikers. Die mitwirkenden Musiker wurden immer im CD-Booklet veröffentlicht und sind dort nachzulesen. Es war immer Anspruch aller Beteiligten, die Lieder erstklassig zu produzieren und nicht zuletzt Walter Widemair hat das in seiner Funktion immer forciert. Er selber hat in den vergangenen Jahren enorm vom Erfolg der Kastelruther Spatzen profitiert, weil auf den Tonträgern immer mehrere Kompositionen von ihm veröffentlicht wurden. Dass er jetzt sein Vertrauensverhältnis missbraucht und eine werbewirksame Schlagzeile für sein Buch nutzt ist beschämend. Die Kastelruther Spatzen haben bei über 3.000 Konzerten einem Millionen-Publikum bewiesen, dass jeder Ton live gespielt wird und dass sie überdurchschnittliche Musiker sind, die ihren Beruf mit größtem Engagement ausüben".

Sänger Norbert Rier wird am Ende des Statements folgendermaßen zitiert: "Es gibt immer wieder Wegbegleiter, die aus Eigeninteressen den Kastelruther Spatzen schaden wollen und das ist für uns eine große persönliche Enttäuschung."

(mtp)

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