Der Sänger und Gitarrist hat mit der Band Velvet Underground und solo Musikgeschichte geschrieben.
Lou Reed ist im Alter von 71 Jahren gestorben. Das berichtete das Magazin "Rolling Stone" online am Sonntagabend. Im Mai hatte sich der amerikanische Sänger und Gitarrist einer Lebertransplantation unterzogen.
Lou Reed war Rebell, Junkie und Avantgarde-Rock-Pionier. Am 2. März 1942 als Lewis Allan Reed geboren, begann er 1964 in New York City mit John Cale zu arbeiten. Die beiden gründeten schließlich die Band Velvet Underground. Gemeinsam mit Schlagzeugerin Maureen Tucker, dem Gitarristen Sterling Morrison und Sängerin Nico spielte man das bahnbrechende Album "The Velvet Underground & Nico" ein, berühmt wegen Songs wie "Venus In Furs" und "Heroin", aber auch wegen des Bananen-Covers von Andy Warhol.
"Take a walk on the wild side" sang Lou Reed ziemlich zu Beginn seiner Solo-Karriere. Der Song wurde zur Hymne und blieb das Lebensmotto des Musikers aus Long Island (New York). Das ehemalige Mitglied von Velvet Underground war Rebell, Junkie und Avantgarde-Rock-Pionier. Am Sonntag starb Reed mit 71 Jahren in New York City.Wegbegleiter und prominente Bewunderer zollten Lou Reed via Twitter und Facebook Tribut. Hier eine Auswahl an Reaktionen auf seinen Tod: (c) REUTERS (LUCAS JACKSON) Sein früherer Velvet Underground-Bandkollege John Cale: "Das Lachen, das wir noch vor wenigen Wochen teilten, wird mich für immer an all das Gute zwischen uns erinnern". (c) REUTERS (� POOL New / Reuters) Auch zwei weitere Weggefährten drückten ihre Trauer aus: David Bowie schrieb auf seiner Facebook-Seite: "RIP Lou Reed ... Er war ein Meister".Iggy Pop sprach von "niederschmetterenden Nachrichten". (c) REUTERS (� Lucas Jackson / Reuters) "RIP Lou Reed. Laufe auf der friedlichen Seite", schrieben The Who in Anspielung auf einen berühmten Song des Verstorbenen auf Twitter.Strokes-Sänger Julian Casablancas: "Lou Reed ist der Grund, weshalb ich das alles mache, was ich mache". (c) EPA (DAVE HUNT) Pop-Sängerin Cyndi Lauper: "Ich kann es immer noch nicht glauben, dass Lou Reed gestorben ist. Dankbar für seine Musik und den Einfluss, den er auf meine Musik hatte".Flea, Bassist der Red Hot Chili Peppers: "Ich liebe Lou Reed so sehr. Immer". (c) EPA (PATRICK STRAUB) Rock-Sänger Billy Idol: "RIP Lou Reed & Dankeschön. Du warst meine Inspiration in den 70ern. Ohne dich hätte es keinen Punkrock gegeben!" (c) Herbert P. Oczeret Def-Jam-Gründer Russell Simmons: "New York hat heute einen unserer größten Talente verloren."Auch Schauspieler zollten Reed Tribut: (c) imago stock&people (imago stock&people) Elijah Wood ("Herr der Ringe") schrieb auf Twitter: "Mögest du für immer auf der wilden Seite laufen, Lou Reed. Es ist schrecklich von deinem Tod zu hören".John Cusack ("High Fidelity"): "RIP Lou Reed – er war stets meine Inspiration – schreckliche Nachricht – ich kannte ihn nur durch seine Kunst – ein großartiger, ein einzigartiger Poet. Ich werde heute Lou Reeds 'New York' mit großer Traurigkeit hören." (c) imago stock&people (imago stock&people) "RIP Lou Reed. Ich traf ihn gerade erst bei den GQ Awards. Die Musik meiner Generation", twitterte Samuel L. Jackson ("Pulp Fiction").Norman Reedus ("The Walking Dead"): "Lou Reed. LEGENDE."Wie wurde Lou Reed zur Ikone? Ein Blick zurück auf das ereignisreiche Leben des New Yorkers: (c) imago stock&people (imago stock&people) Die Jugend Reeds war schwierig. Seine Eltern schickten ihn wegen homosexueller Neigungen in psychiatrische Behandlung. Angeblich soll er dort Elektroschocks erhalten haben. Seine Karriere startete 1965 mit Velvet Underground - einer Band, bei der das strapazierte Etikett "legendär" zutrifft. Nur fünf Jahre reichten, um Reed einen prominenten Platz in der Rockgeschichte zu sichern. Mit ihrem düster-schrägen Sound stellte sich die von Andy Warhol protegierte Band gegen die aufkommende Hippie-Bewegung - zunächst ohne großen kommerziellen Erfolg. (c) EPA (WALTER BIERI) Auch das heute als Avantgarde-Rock-Meilenstein geltende "The Velvet Underground & Nico" mit Songs wie "Heroin" und "Venus In Furs" (und mit dem ikonischen Bananen-Cover-Artwork von Andy Warhol) blieb zunächst nur ein Achtungserfolg. Ironie der Rock-Geschichte: Das endlich erfolgreiche und von der Kritik gelobte Velvet-Album "Loaded", das deutlich Reeds Handschrift trägt, kam erst kurz nach dessen Bandausstieg 1970 auf den Markt. Stücke wie "Sweet Jane" oder "Rock 'n' Roll" wurden später zu Klassikern in seinem Repertoire. (c) EPA (Filippo Monteforte) Legendär sind auch Reeds Soloalben "Transformer" (1972 mit "Walk On The Wild Side"), die grelle Lärmorgie "Metal Machine Music" (1978) sowie seine Comeback-CD "New York" (1989). Sie prägten den kühlen Stil Reeds und sein Motto: "Ich mag Musik, die mich körperlich erschüttert". Der sanfte Song "Perfect Day", der in dem Film "Trainspotting - Neue Helden" (1996) zu neuen Ehren kam, hört sich an wie eine Liebeserklärung. Viele deuten es allerdings als einen Lobgesang auf seinen Drogenkonsum. (c) APA Denn Reed sorgte nicht nur mit seiner Musik für Schlagzeilen. Immer wieder wurde von Drogenexzessen des Musikers berichtet, der Ende der 1970er-Jahre mit David Bowie und Iggy Pop in einer WG im Westen des geteilten Berlins lebte. Sein verwittertes, verlebtes Gesicht sprach eine eigene Sprache. Aber Reed gehörte wie Iggy und Bowie zu den Überlebenden. (c) EPA Neuland betrat Reed 1996 mit der Komposition des Musicals "Time-Rocker", das Regisseur Robert Wilson am Hamburger Thalia Theater inszenierte. Für das Werk "POEtry" setzte Reed ebenfalls gemeinsam mit Wilson Gedichte und Texte von Edgar Allen Poe musikalisch um. Zwei Jahre später veröffentlichte er die CD-Fassung des Theaterstücks unter dem Titel "The Raven" (2003). In Sing- und Sprechrollen wirkten dabei David Bowie - sein alter Freund aus Glam-Rock-Tagen - sowie die Schauspieler Willem Dafoe und Steve Buscemi mit. (c) EPA Seine wilden Auftritte (Zeugnis davon legen die exzellenten Live-Alben "Rock 'n' Roll Animal" und "Live: Take No Prisoners" ab) wurden in späteren Jahren gesitteter. Reed trat auch mit der Performance-Künstlerin Laurie Anderson (Bild) auf, seiner langjährigen Lebensgefährtin, die er 2008 heiratete. Im Mai dieses Jahres unterzog sich Reed einer Lebertransplantation. "Er lag im Sterben", berichtete seine Ehefrau. Sie glaube nicht, dass ihr Mann sich "jemals vollständig erholen" werde, aber er betreibe bereits wieder Tai Chi und werde "in einigen Monaten" auch andere Aktivitäten wieder aufnehmen, gab sich Anderson damals noch hoffnungsvoll. (c) EPA (Ansis Starks) Reaktionen auf den Tod der Ikone Reed galt als streitbarer und unberechenbarer Musiker. Nach der Trennung von Velvet Underground reiste er nach England und nahm in Zusammenarbeit mit den Musikern der progressiven Rockband Yes sein Solo-Debüt auf. Zum weiteren Rock-Meilenstein wurde seine nächste Platte, das von David Bowie produzierte Album "Transformer", die Songs "Walk On The Wild Side" und "Satellite Of Love" zählen längst zu den Genre-Standards.
Weitere aufsehenerregende Alben wie "Metal Machine Music" (1975) und "Coney Island Baby" folgten. Künstlerische Höhepunkte kollidierten in Reeds Karriere mit schwer verständlichen Arbeiten. Seine Kooperation mit Metallica - "Lulu" von 2011 - etwa wurde in der Fachpresse regelrecht verhöhnt. Reed wurde neben der Musik auch wegen seines Drogenkonsums und seiner sexuellen Ausschweifungen in den 70er-Jahren zum Rock-Mythos. 1992 sagte er über seine Alkohol- und Drogenprobleme: "Ich habe versucht, von den Drogen loszukommen, indem ich getrunken habe. Das hat nicht geklappt."
(Red./APA)
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