Pop

Vier mal fünf: Unsere Alben des Jahres 2013

  • Drucken

"Die Presse"-Popkritiker und Kulturredakteure küren ihre fünf Lieblingsalben des Jahres. Mit nur zwei Doppelnennungen.

Die Jahrescharts von Samir H. Köck

Prefab Sprout:
Prefab Sprout: "Crimson/Red" (c) Icebreaker Records

1) Prefab Sprout: "Crimson/Red"

Triumphale Rückkehr des eigenbrötlerischen Genies Paddy McAloon. Luxuriöse Arrangements, eigentümlich jugendlicher Gesang eines älteren Herren. (Icebreaker Records)

2) Josephine Foster: "I'm A Dreamer"

So traurig, dass labile Charaktere die Finger respektive Ohren davon lassen sollten. Low-Fi-Soulfulness à la Karen Dalton trifft auf die emotionale Konsequenz einer Billie Holiday. (Fire)

3) Nick Cave: "Push The Sky Away"

Nick Cave war immer schon ein besserer Crooner als Brüller. Legt hier eines der drei besten Alben seiner Karriere vor. Subtil instrumentiert, mit den üblich erratischen Texten. (Bad Seed Ltd)

4) Jonathan Wilson: "Fanfare"

Opulentes, aber schwerelos klingendes Späthippie-Album, mit viel Referenzen an die Siebzigerjahre. Crosby, Stills & Nash treffen da auf Pink Floyd, Love auf Roy Harper, Dennis Wilson auf 10cc und Frank Zappa auf John Lennon. (Bella Union)

5) Jim James: "Regions Of Light And Sound Of God"

Ätherisches Soloadebüt des Sängers von My Morning Jacket. Darauf erforscht er das Heulen, Flirren und Jubilieren ganz so wie es sich für einen religiösen Schwärmer geziemt. (ATO)

Die Jahrescharts von Holger Fleischmann

Vampire Weekend:
Vampire Weekend: "Modern Vampires Of The City"(c) Xl/Beggars Group

1) Vampire Weekend: "Modern Vampires Of The City"

Drittes Album, dritter Volltreffer. Vampire Weekend variieren ihren Signature-Sound, ohne an Faszination zu verlieren. Die Reduktion all der Polyrhythmen und Inspirationen aus allen Ecken der Welt schärft den Blick auf das grandiose Songwriting der Band. Lustvolle Songs, die sich nicht anmerken lassen, wie ausgeklügelt sie sind. (Xl/Beggars Group)

2) Disclosure: "Settle"

Das Dance-Pop-Album des Jahres. Während Daft Punk auf Disco als Gegengift zum omnipräsenten EDM-Geböllere schwörten, setzte das UK-Duo auf dessen Nachfahren Deep-House. Und paarte diesen mit dem Puls von UK-Garage, großer Pop-Sensibilität und vielen Gastvokalisten zu bald eleganten, bald wilden, immer zwingenden Dancefloor-Stücken. (Island)

3) Phosphorescent: "Muchacho"

Matthew Houck legt sich nicht fest, ob er Country-Traditionalist oder -Erneuerer sein will. Auf "Muchacho" ist er bisweilen beides, lässt die genrespezifische Pedal-Steel-Gitarre mit zirpenden Synthesizern und Dub-Rhythmen flirten. Bittere Songs über die Liebe singt er zu tuckernden Maschinen-Beats. Sein Countryrock strahlt nur in den schillerndsten Farben. (Dead Oceans)

4) The Knife: "Shaking The Habitual"

100 Minuten fordernde wie faszinierende Musik, die das tut, was The Knife im Manifest zum Album fordern: mit Gewohnheiten brechen. So tauscht das schwedische Geschwisterpaar ihren dunklen Synthiepop gegen harsche, oft wütende Klänge zwischen Fabrikslärm-Techno und bedrohlichem Ambient, passend zum Hinterfragen von Macht und Gender. (Pias Coop/Rabid)

5) Foxygen: "We Are The 21st Century Ambassadors Of Peace And Magic"

Das US-Duo plündert lustvoll den Pop der 1960er und 1970er Jahre - und findet dank viel Witz, Eigensinn und psychedelischen Aromen zu eigener Sprache. Sehr frisch, sehr charmant, ein großer Frohsinnsbringer. (Jagjaguwar)

Die Jahrescharts von Heide Rampetzreiter

 The National:
The National: "Trouble Will Find Me"(c) 4ad/Beggars Group

1) The National: "Trouble Will Find Me"

Weltschmerzschwangere Songs für die tiefschwarze Nacht, die sich auch im gleißenden Sonnenlicht bewähren. Matt Berningers majestätischer Bariton formt aus Melancholie Melodie. Die Brooklyner wissen: Keine Farbe hat mehr Nuancen als Schwarz. (4ad/Beggars Group)

2) Vampire Weekend: "Modern Vampires Of The City"

Vampire Weekend, eine Liebesgeschichte: nach aufregendem Verknalltsein ("Vampire Weekend" 2008, exotische Beats, ruppige Gitarren), und einer Phase des Auseinanderdriftens ("Contra" 2010, der „Upper West Side Soweto“ nicht ganz im Gleichgewicht) nun tiefste, allertiefste Zuneigung. Clever-assoziatives Zitatenspiel über markigem Indiepop, ein energisches, perfektes Album.

3) Darkside: "Psychic"

Musik für stille Räume. Blues-Anmutungen in den Gitarrenläufen, elektronische Arrangements (aufgenommen im Berliner Berghain), Gesangsfetzen und Geräusche formen Nicolas Jaars und Steve Harringtons Duo-Debüt. Kein Ton zu wenig, und keiner zu viel. (Matador/Other People)

4) Daft Punk: "Random Acess Memories"

Selten werden große Erwartungen erfüllt, hier ja. Eingängig-Auserlesenes, vom Überhit "Lucky" bis zur Popgeschichtsstunde "Giorgio By Moroder", die Franzosen in Roboterkostümen machen alles richtig. Voraussetzung: Keine Vocoder-Allergie. (Smi Col)

5) Forest Swords: "Engravings"

Musik wie ein Streifzug durch Erinnerungen. Matthew Barnes manchmal symphonische, manchmal minimalistische Songcollagen, immer basslastig, nie langweilig. Ein Extralob für die Flöten, manchmal gar geloopt. (Pias UK/Tri Angle)

Die Jahrescharts von Maciej Tadeusz Palucki

Arcade Fire:
Arcade Fire: "Reflektor"(c) vertigo Berlin

1) Arcade Fire: "Reflektor"

Wenn die ohnehin großartigen Indie-Art-Rocker Arcade Fire mit James Murphy (LCD Soundsystem) ins Studio gehen, kann der Output ("Reflektor") nur meisterhaft - und ansteckend tanzbar - sein. Album des Jahres. (Vertigo Berlin)

2) Disclosure: "Settle"

Das junge Brüderpaar Guy und Howard Lawrence alias Disclosure lässt den britischen House-Garage-Sound der 1990er wieder aufleben. Ihr Debütalbum "Settle" gehört dennoch zu den frischesten Werken des Jahres.

3) Daft Punk: "Random Access Memories"

In Zeiten austauschbarer und lieblos zusammengeschusterter Mainstream-Elektronik ist das vierte Daft-Punk-Studioalbum eine Wohltat. Wunderbar-altbackene Reminiszenz an die Disco-Götter Giorgio Moroder und Nile Rodgers.

4) Kanye West: "Yeezus"

Optisch wirkt das sechste Album von Kanye West wie eine Demo-CD. Auch akustisch überrascht der US-Rapper - mit eklektisch-düsteren Sounds und zum Finale mit dem unverschämt kitschigen "Bound 2". (Def Jam)

5) Suede: "Bloodsports"

Vielleicht das unterschätzteste Comeback 2013: "Bloodsports" von Suede. Elf Jahre nach dem bislang letzten Werk, dem mediokren "A New Morning", legt die Britpop-Band um Brett Anderson wieder ein Album mit Verve vor. (Rykodisc)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Miley Cyrus Wrecking Ball
Pop

Zwei mal fünf: Unsere Songs des Jahres 2013

Die Online-Kulturredaktion der "Presse" war 2013 vor Ohrwürmern nicht gefeit und hat eine Liste mit zwei Mal fünf Lieblingssongs zusammengestellt. Mit Videos.
Knife Keine Gewohnheiten
Platten der Woche

"The Knife": Keine Gewohnheiten!

"Shaking The Habitual": Das schwedische Duo The Knife radikalisiert seinen Elektropop.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.