Norwegen: Utøya-Terroropfer will zu Eurovision

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Utøya, Norwegen, Eurovision, Mo(c) Lars E. Bones
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Der 21-jährige Mo aus Somalia überlebte vor drei Jahren das Massaker auf Utøya und will nun für Norwegen zum Songcontest. Die Idee gefällt aber nicht allen.

Oslo/Stockholm. Mohamed „Mo“ Abdi Farah hatte Glück. Er schwamm im günstigen Winkel ins Wasser und wurde von einem Boot gerettet, als der Rechtsextreme Anders Breivik vor drei Jahren die Insel Utøya nahe Oslo abschritt und seine Opfer mit Kopfschüssen tötete. Breivik begründete den Mord an 69 meist jungen Teilnehmern eines sozialdemokratischen Sommerlagers damit, dass deren Partei so viele Moslems ins Land gelassen habe.

Mohameds Freund Ismail wurde ebenfalls getötet. Viele Überlebende kommen auch heute nicht klar mit den Ereignissen des Sommers 2011, manche sind noch im Krankenstand. Auch Mo, ein gebürtiger Somali, leidet an posttraumatischen Störungen. Bereits 2010 hatte der heute 21-Jährige eine Sängerkarriere begonnen, als er ins Halbfinale der Talentshow „X-Factor“ kam. Dann hörte man nichts mehr von ihm. Nun will er Norwegen beim Eurovision Song Contest (ESC) in Kopenhagen im Mai mit seiner Elektropop-Ballade „Heal“ vertreten. Er will so sich und Norwegen helfen, den Horror zu verarbeiten. Über das Massaker redet Mo nicht gern. „Im Stück geht es darum zu akzeptieren, dass Heilung Zeit braucht. Ich will den Menschen sagen, dass sie nicht aufgeben dürfen“, sagt er. Sein Beitrag und die der anderen 14 norwegischen Bewerber werden heute veröffentlicht, Abstimmung ist im März.

Für den Burschen mit den blauen Kontaktlinsen war der Weg ins Showgeschäft länger als für andere. Teile seiner Kindheit verbrachte er mit seiner Mutter in einem Heim für Flüchtlinge aus Somalia. Mohameds Vater war 1994 in Somalia ermordet worden, Mutter und Sohn flohen mit Schleppern, denen sie 3500 Euro zahlten, nach Norwegen. Das Land ist Somalis bekannt, weil es viele Menschen von dort aufgenommen hat.

„Er ärgert richtige Norweger“

Allerdings würde ein Antreten Mohameds in Kopenhagen nicht jeden Norweger freuen: Seitens rechter und bürgerlicher Parteien gibt es Gemurre. Er als Vertreter Norwegens würde „die richtigen Norweger ärgern“, meint ein einheimischer Kulturjournalist. (anw)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.02.2014)

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