Pop

"Von Wien aus Musik für die Welt"

(c) Count Basic
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Soul-Jazz-Pop aus Österreich. Count Basic legen nach fünf Jahren Pause mit "Love & Live" ein sensationelles Album vor. Die "Presse" sprach mit Mastermind Peter Legat.

Zu gut für unseren Sender“ meinte vor nicht allzu langer Zeit ein österreichischer Radiochef über einen Song von Count Basic. Peter Legat, Kopf dieser österreichischen Jazz-Soul-Pop-Band, kann solche Bannsprüche gelassen sehen. Er hatte immer schon mehr Erfolg in den USA und in Großbritannien. Im anglosächsischen Raum gilt das Feinziselierte etwas, in Österreich wird eher nur Hingerotztes als authentisch betrachtet. Dennoch operierte Legat auch zu Zeiten, wo er Hitparaden in den USA anführte, stets von daheim aus. „Mein Ansatz war immer, von Wien aus Musik zu machen, die auf der ganzen Welt gehört werden kann. Wir dachten von Beginn an groß, nahmen schon unser Debüt vor 13 Jahren in internationaler Besetzung in London auf.“

Lieber Lehrer als Kellner

Und trotz der Tatsache, dass der führende heimische Popsender Ö3 in seiner Programmierung mit einem Inländeranteil von sechs Prozent dem europäischen Durchschnitt (40 Prozent) deutlich hinterherhinkt, war Legat nie wirklich versucht, auszuwandern. „Das war nur kurz in meiner Studentenzeit ein Thema. Meine Kollegen Andi Fuss und Klaus Dickbauer gingen ja damals nach Boston in die Berklee School, aber ich sah mich nie als reinen Jazzspieler. Ich fand immer, dass der Eintrittspreis, den du dafür zahlst, etwa in New York zu leben, zu hoch ist. In Österreich ernährte mich die Musik schon früh. Sideman-Jobs, Theatermusik etc. In den USA müssen die Musiker alle noch einen Kellnerjob machen, das wollte ich nie.“

Sein Posten als Vertragslehrer an der Universität hilft Legat zudem dabei, nicht völlig abhängig vom launischen Musikmarkt zu sein. Nun hat er nach fünf Jahren Pause wieder ein Album gemacht. Sein Vertrag mit der BMG lief aus, nun lässt er bei Universal edieren. Legat entspannt: „Musikbusiness ist ein People's Business. Wenn du niemanden kennst, der deine Sachen mag, kommst du nirgends rein. Clemens Dostal holte uns zur Universal. Die großen Chefs akzeptierten uns aber erst, als sie neues Material hörten. Aufgrund meiner bisherigen Alben hätte ich wohl keinen Vertrag bekommen.“

„Love & Light“ heißt die neue Sammlung von 13 Soul-Pop-Songs, die neben melodiösen Raffinessen und subtilen Gitarre-Licks, auch ungeahnte erdige Funkyness auszeichnet. Qualitäten, die darauf zurückzuführen sind, dass der junge Keyboarder Albin Janoska als Co-Autor und Produzent mitwirkte. Legat erläutert: „Wir sagten uns, wir müssen die Stärken dieser Band wieder mehr in den Mittelpunkt stellen. Weg vom Eklektizismus des letzten Albums, hin zu den Wurzeln der Band. Wer Count Basic lauscht, will auch hören, dass sich da was bewegt.“

„No Visible Scars“ ist die würdige erste Single. Ö3 nahm diesen Ohrwurm etwas hasenherzig nur in die abendliche „Rotation“. Count Basic kann es egal sein. Legat, Janoska und die New Yorker Sängerin Kelli Sae warten ohnedies mehr auf die internationale Veröffentlichung im Spätsommer. Auf Reaktionen kann man gespannt sein. Count Basic, die einst als Acid-Jazz-Band starteten, dann auch den großen amerikanischen Smooth-Jazz-Markt eroberten, sollten mit federleichten Club-Soul-Stücken wie „Last Man On Earth“, „Supa Dupa“ und „Get By“ alle Chancen auf Chartseintritt haben.

„Wir haben alle auf Ratzer geschielt“

Von Beginn an dabei ist Sängerin Kelli Sae, die Legat einst von Posaunist Joe Bowie empfohlen wurde. Legat schwärmt von ihr: „Es gab kein Konzert, bei dem nicht der Funke übergesprungen wäre. Die Band war schon auch immer mächtig, aber Kelli versteht es, nicht locker zu lassen, bis sie auch den letzten Hörer in die Tasche gesteckt hat. Das ist eine Gabe, die über den guten Gesang weit hinausgeht. Dass die Menschen bei unseren Auftritten toben, das ist zu 80 Prozent ihr Verdienst.“

Erfolgreich waren aber auch Count-Basic-Instrumentals, etwa „ML In The Sunshine“. Auf dem neuen Opus überzeugt „Sir Karl“, Legats gitarristische Hommage an sein Idol Karl Ratzer. „Für uns Wiener Gitarristen war der Ratzer, als er Anfang der Achtziger wieder aus den USA heimkehrte, von immenser Wichtigkeit. Wir haben nicht auf George Benson geschielt, sondern auf den Ratzer, weil der vor Ort war. Ich bin zu seinen Konzerten gepilgert, habe bei ihm Stunden genommen. Er ist einfach ein Monster am Instrument, stilistisch und vom Ton, den er hat. ,Sir Karl‘ ist ein Kniefall vor dem Meister. Ich hoffe, ich konnte ihm Genüge tun.“

BIO: Count Basic

1993 von Peter Legat (davor bei der Band „Incognito“) gegründet, der Name ist als Hommage an den Swing-Jazzer Count Basie zu verstehen. 1994 Debütalbum „Life Think It Over“, mit dem Hit „All Time High“. Weitere Alben: „Moving in The Right Direction“ (96), „Trust Your Instincts“ (99).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.06.2007)

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