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Song Contest 2015: In der Stadthalle oder erstmals Open Air?

AUSTRIA EUROVISION SONG CONTEST 2014
AUSTRIA EUROVISION SONG CONTEST 2014(c) APA/EPA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Das Gerangel um den Austragungsort hat begonnen. Auch Innsbruck, Kärnten, Niederösterreich, Graz und der Schwarzlsee offerieren sich. In spätestens zwei Monaten muss die Entscheidung stehen.

Nach dem Triumph von Conchita Wurst hat das Gerangel um den Austragungsort des Eurovision Song Contests 2015 voll eingesetzt. Die Entscheidung für den Austragungsort soll spätestens in zwei Monaten gefallen sein, sagte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz am Montag. Bis dahin sollen auch die finanziellen Rahmenbedingungen geklärt sein. Finanzdirektor Richard Grasl zufolge dürfte das Event Österreich etwa 20 Millionen Euro netto kosten. Eine Erhöhung der GIS-Gebühren schlos Wrabetz aus, forderte aber erneut die Weiterführung der Gebührenrefundierung.

Die wohl wahrscheinlichste Option ist die Wiener Stadthalle. Auch die Messe hat sich in Position gebracht. Der einzige Wiener Austragungsort mit ESC-Erfahrung - die Wiener Hofburg - ist aufgrund des Kapazitätsproblems wohl eher ungeeignet.

Drei Hallen mit je 16.000 Quadratmetern und eine zusätzliche Halle mit 10.000 Quadratmetern Fläche - das könnte die Messe Wien dem ORF als Veranstalter des Song Contests anbieten. "Grundsätzlich können wir uns das gut vorstellen, natürlich müssen wir die Anforderungen aber noch genau prüfen", erklärte ein Sprecher von "Reed Exhibitions", so der Betreibergesellschaft der Messe Wien.

In den großen Hallen hätten - je nach Bestuhlung - etwa 15.000 Menschen Platz. Auch das Mediencenter könnte man in der Messe unterbringen, insgesamt sind 70.000 Quadratmeter Fläche verfügbar: "Es würde Sinn machen, alles an einem Platz zu haben. Dank der U-Bahn sind wir bestens angebunden - zum Flughafen und in die Innenstadt."

Es waren kaum ein paar Stunden nach dem Sieg vergangen, brachte sich bereits die Wiener Stadthalle als Location ins Gespräch. "Wo sonst?" könne das Großereignis über die Bühne gehen, so Stadthallen-Chef Wolfgang Fischer. Mit einer Kapazität von 16.000 Zuschauern in der Halle D stehe die Stadthalle "selbstverständlich" für die Austragung des Megaevents zur Verfügung. Man verfüge nicht nur über eine gute Anbindung, sondern durch die jahrelange Erfahrung auch über das technische Know-how, das eine solche Veranstaltung erfordere.

Nach dem ersten Sieg Österreichs 1966 - damals noch beim Grand Prix Eurovision de la Chanson -, veranstaltete man das europäische Wettsingen im folgenden Jahr in der Wiener Hofburg. Heute steht man einer Austragung unter den derzeit bekannten Bedingungen dort eher skeptisch gegenüber: 1100 Plätze umfasst der große Festsaal, insgesamt passen rund 4900 Menschen in die Veranstaltungssäle. "Wenn ein anderer Rahmen gewünscht und das Konzept überdacht wird, wäre eine Austragung natürlich möglich", hieß es von den Betreibern der Hofburg.

Im Austria Center Vienna spielt man dagegen schon potenzielle Varianten durch: "Noch kennen wir natürlich die genauen Anforderungen nicht, haben aber die Verfügbarkeit schon intern überprüft und sind vor allem daran interessiert, das Mediencenter zu uns zu holen", erklärte eine Sprecherin. Insgesamt fasst das Austria Center Vienna etwa 20.000 Personen in 17 Räumen und 180 Büros, im größten Saal finden 4.320 Menschen Platz. Vorstellbar sei auch eine Kooperation mit anderen Locations - beispielsweise der Stadthalle. Im nächsten Schritt wolle man die genauen Bedingungen prüfen und sich dann vermutlich jedenfalls um das Mediencenter bewerben.

Andere größere Hallenbauten, die sich als ESC-Austragungsstätte anbieten würden, gibt es in Wien nicht wirklich. Die Rinderhalle St. Marx zum Beispiel wird derzeit zwar zur Event-Location entwickelt, an die nötigen Kapazitäten kommt sie jedoch nicht heran. Sie fasst bis zu 6000 Personen - wohl deutlich zu wenig für ein Megaevent wie den ESC.

Open-Air in Niederösterreich?

Nach der Bundeshauptstadt haben sich nun auch Innsbruck, Kärnten (Veranstaltungsort: Wörthersee-Stadion) und Niederösterreich offeriert. Landesrätin Elisabeth Kaufmann-Bruckberger teilte am Sonntagabend mit, dass der Song Contest als "Open Air in NÖ" veranstaltet werden solle. Ein gewagter Plan, wenn man sich das Wetter vom vergangenen Wochenende in Erinnerung ruft.

Kaufmann-Bruckberger will bereits kommende Woche ein Gespräch mit dem ORF führen, "um Niederösterreich in dieser sicherlich einzigartigen Möglichkeit zu positionieren". Es biete sich "eine Chance auf das erste Open Air Finale dieser Veranstaltung", so die Landesrätin weiters. Würde der Song Contest im kommenden Jahr tatsächlich unter freiem Himmel stattfinden, wäre dies eine Premiere in der 60-jährigen Geschichte des Liederwettbewerbs.

Als ehemaliger Chefredakteur des ORF Niederösterreich hat ORF-Finanzchef Grasl beste Kontakte zu Niederösterreichs Landesspitze.

Song Contest in der Olympiastadt?

(c) Die Presse (Gregor Käfer)

Auch die Olympiastadt Innsbruck zeigt Interesse an der Austragung des musikalischen Großereignisses. Tirols Landeshauptmann Günther Platter und Innsbrucks Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer erklärten am Sonntagabend, dass Land und Stadt für eine Ausrichtung "Schulter an Schulter" zur Verfügung stünden.

"Wir haben bereits mehrfach bewiesen, dass in Innsbruck internationale Veranstaltungen wie etwa die zweimaligen Olympischen Spiele sowie die weltweit erstmals ausgetragenen Youth Olympic Games perfekt ausgerichtet werden können", so Platter und Oppitz-Plörer unisono: "Wir bieten unsere Expertise gepaart mit einem international bestens angebundenen Standort an". Der ESC 2015 wäre eine "optimale Werbung" für den Tourismusstandort Tirol. Ein konkreter Austragunsort wurde nicht genannt. Die Olympiaworld Innsbruck wäre aber wohl zu klein.

Schwarzlsee: Bewerbung abgeschickt

Konkurrenz kommt auch aus der Steiermark: Die Grazer Stadthalle und der Schwarzlsee haben Interesse bekundet. Der Freizeitpark-Betreiber hat bereits eine Bewerbung an den ORF abgeschickt unn sieht seine Location als "einzige in Österreich, die Sinn macht", so Geschäftsführer Klaus Leutgeb. Doch auch die Stadt Graz selbst hat sich als Kandidat für die Austragung positioniert: "Es wäre naheliegend, einmal nicht Wien in die Auslage zu stellen", pocht Thomas Rajakovics, Sprecher von Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) auf den "Heimvorteil" - Tom Neuwirth alias Conchita Wurst hat in Graz die Modeschule besucht.

Wien-Tourismus: "Wir sind bereit"

Geht es nach dem Wiener Tourismusdirektor Norbert Kettner ist - wenig überraschend - Wien der optimale Austragungsort für den Song Contest: "Wir sind bereit. Wien bietet viele logistische Vorteile". Ein Duell mit "anderen tollen Orten in Österreich" sieht nicht Kettner nicht. Vielmehr müssen Fragen erörtert werden wie: "Gibt es in Österreich noch irgendwo 30.000 Vier- oder Fünfstern-Hotelbetten?"

(APA/Red)

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