Pop

Arbeit ist Sex, und Rihanna will mehr

Rihanna bei der Vorstellung des Covers ihres achten Albums,
Rihanna bei der Vorstellung des Covers ihres achten Albums, "Anti"(c) Universal
  • Drucken

Die Starsängerin veröffentlichte ihr Album „Anti“ zuerst exklusiv auf Tidal. Der Song „Work“ ist schon da.

In der Arbeit, in der Arbeit muss man alles geben, sang der Ostbahn-Kurti einst in seiner kongenialen Coverversion von Bruce Springsteens „Factory“. Das klang authentisch, mühselig und beladen, der Erosfaktor war freilich auch für sinnlichst gesinnte Chefheads praktisch gleich null.

Das ist anders, wenn Rihanna, Star im Welttheater der Libido, über „Work“ singt. Dass dieses Wort in der afroamerikanischen Musiktradition gern für eine andere, weniger der Produktion als der Reproduktion dienliche Form körperlicher Aktivität steht, weiß man spätestens seit Hank Ballards Blues „Work With Me, Annie“ (1954). Im Patois, das in der Karibik, besonders in Jamaika, gesprochen wird, ist die Bedeutung angeblich nicht mehr zwei-, sondern eindeutig. Wenn die 1988 auf Barbados geborene Robyn Rihanna Fenty „He said, me haffi work“ singt, heißt das also so viel wie: Er sagt, er müsse mit mir schlafen.

Sie dagegen, das wird im weiteren Song deutlich, legt auf längere, tiefere Bindung einigen Wert: „You took my heart and my keys and my patience“, wirft sie ihm vor, eine Strophe später fleht sie ihn gar an: „Baby don't you leave!“ Er will Sex, sie will Beziehung: das älteste Mann-Frau-Klischee also. Dass dieser Song trotzdem seinen Reiz hat, liegt erstens an der spartanischen Instrumentierung: ein Bass, ein zischendes Becken, ein Daumenklavier, nur stellenweise ganz wenig Atmo, alles völlig perkussiv. So minimalistisch klingt für die Hitparade geschneiderter Dancehall-Pop selten.

Zweitens gefällt Rihannas Duettpartner: der Kanadier Aubrey Drake Graham vulgo Drake, eine originelle Stimme zwischen Hip-Hop und R' n' B, unlängst erfolgreich mit dem Telefon-(Sex-)Song „Hotline Bling“ – und dem zugehörigen Video, auf dem er ganz seltsam tanzt, nachdenklich, fast verwirrt. Ein Mann, der keine Angst hat, uncool zu wirken. Und sicher kein Macho-Darsteller. Genau deshalb wächst das Duett in „Work“ über das einschlägige Klischee hinaus: Drake – der übrigens schon mehrmals mit Rihanna gesungen hat („What's My Name“, „Take Care“) und mit ihr tatsächlich befreundet ist – klingt nicht so, als ob er nur „auf eines aus“ wäre . . .

Die Popbranche denkt anlässlich des neuen Rihanna-Werks freilich weniger an Sex als an Geld – und daran, wie, wann und wo das Album „Anti“ erscheint. Zuerst sollte es exklusiv bei Tidal erhältlich sein.

Streaming-Dienst der Popstars

Dieser Streaming-Dienst gehört einem Kollektiv von Popstars – federführend ist der Rapper Jay-Z, aber auch z. B. Beyoncé, Kanye West, Madonna, Arcade Fire und eben Rihanna sind dabei –, er wurde gegründet, um zu gewährleisten, dass mehr Geld zu den Künstlern fließt als aus anderen Diensten wie Spotify. Es gibt das Gerücht, dass „Anti“ – auf dem die jüngsten Rihanna-Singles wie „American Oxygen“ doch nicht drauf sind – irrtümlich zu früh auf Tidal gestellt wurde, aber das kann auch nur ein verqueres Marketing sein.

Andere Download- und Streaming-Plattformen sollen heute, Freitag, folgen; physisch, also in Form materieller Scheiben, kommt „Anti“ am 5. Februar auf den Markt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.01.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

FILES-FRANCE-JUSTICE-RIHANNA
Pop

Rihanna: Neues Album versehentlich auf Streamingdienst?

"Anti" ist im Streamingdienst Tidal zu hören. Das soll nicht beabsichtigt gewesen sein. Mit "Anti" meldet sich Rihanna nach vier Jahren Pause zurück.
Pop

Rihanna kommt im August 2016 nach Wien

US-Sängerin Rihanna spielt am 10. August 2016 ein Open Air Konzert im Wiener Ernst Happel Stadion. Kartenverkauf startet am 3. Dezember.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.