Billy Paul ist 81-jährig gestorben. Er hinterlässt klassische Aufnahmen wie „Me And Mrs. Jones“ und „Only The Strong Survive“.
In der US-Army war Billy Paul in einer Band mit Elvis Presley, später musizierte er neben vielen anderen mit John Coltrane. Dieser große Jazzsaxofonist gestand ihm, dass er am liebsten Sänger geworden wäre, Billy Paul ging es umgekehrt: „Im Grunde meines Herzens wollte ich immer ein Saxofonist sein“, sagte er im Interview mit der „Presse“.
Wer den epischen Soul der Siebziger, den nach seiner Heimatstadt benannten Philadelphia Soul liebt, ist froh, dass Billy Paul beim Instrument seiner Stimme geblieben ist. Und viel Unsterbliches gesungen hat: „Only the Strong Survive“ etwa, „Let's Clean up the Ghetto“ (mit den Philadelphia International All Stars), „East“, das von der Sehnsucht der Moslems nach Mekka spricht, oder das mit scharfem, treibendem Funk gegen Rassismus agierende „Am I Black Enough For You?“. Mit diesem Song, den ihm wie viele andere Kenny Gamble und Leon Huff, die Paradeautoren des Philadelphia Soul, geschrieben hatten, war er aber bald nach Veröffentlichung (1972) unzufrieden: Die Black-Power-Botschaft überfordere sein Publikum, meinte er – und formulierte es, als ob er Curtis Mayfields Titel „People Get Ready“ ins Pessimistische kehren würde: „People weren't ready for that kind of song after the pop success of ,Mrs. Jones“. Später machte seine Version von Paul McCartneys „Let 'Em In“ aus dem im Original etwas seichten Lied ein bewegendes Manifest für Gleichberechtigung.
Doch „Me And Mrs. Jones“, das seelenvolle Bekenntnis zu einer außerehelichen Affäre, blieb tatsächlich sein größter Hit, genauso glühend sang er aber Familienfreundliches wie „Let's Make a Baby“ oder „Bring the Family Back“. Nun ist der Meister des großen, groß inszenierten Gefühls 81-jährig in seinem Haus in New Jersey an Krebs gestorben. [ AFP ] (ag./tk)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.04.2016)