Mit einer souveränen Performance schaffte die österreichische Interpretin Zoë am Dienstagabend im ersten Halbfinale den Finaleinzug. Am Donnerstag folgt in Stockholm das zweite Semifinale.
Um 23 Uhr war es soweit: "Austria" - Österreich - steht im Finale des diesjährigen Song Contest in Stockholm, verkündeten die Moderatoren Mans Zelmerlöw und Petra Mede beim ersten Halbfinale am Dienstagabend. Die 19-jährige Zoë Straub, die heimische Interpretin, hatte mit Startnummer 12 eine überzeugende Performance abgeliefert. Ihr Beitrag "Loin d'ici" zählte zu den zehn Liedern (18 wurden gesungen), die von Jury und Publikum die meisten Stimmen bekamen.
Diese zehn Länder haben es geschafft:
Armenien: Iveta Mukuchyan mit "LoveWave"
Aserbaidschan: Samra mit "Miracle"
Kroatien: Nina Kraljic mit "Lighthouse"
Malta: Ira Losco mit "Walk On Water"
Niederlande: Douwe Bob mit "Slow Down"
Österreich: Zoe mit "Loin d'ici"
Russland: Sergey Lazarev mit "You Are The Only One"
Tschechien: Gabriela Guncikova mit "I Stand"
Ungarn: Freddie mit "Pioneer"
Zypern: Minus One mit "Alter Ego"
Ausgeschieden sind Bosnien-Herzegowina, Estland, Finnland, Griechenland, Island, Moldawien (Republik Moldau), Montenegro und San Marino.
Es begann, wie es 2015 aufgehört hat. Mans Zelmerlöw, der schwedische Sieger des Vorjahres, sang zur Eröffnung des Song Contests in Stockholm "Heroes" in ungewohnt langsamer Version mit junger Unterstützung. Danach kamen die 18 Kandidaten des ersten Halbfinales an die Reihe. Ein erster Song-Contest-Tag ohne echte Höhepunkte, wenig Trash aber mit zehn verdienten Aufsteigern - im Vergleich zur gebotenen Konkurrenz. Eine Leistungsbilanz. Text: Klemens Patek APA/AFP/JONATHAN NACKSTRAND
Freddie - Pioneer Ein interessantes Timbre (Stimmklang) und motivierte Background-Sänger samt ambitionierter Choreografie. Weder Stimme noch Song berühren oder unterhalten wirklich. Da hilft auch die Riesentrommel nichts. Doch der Song hat genug hervorgestochen für das Finale. (c) REUTERS (TT NEWS AGENCY)
Nina Kraljic - Lighthouse Spannende Stimme, englische Aussprache verbesserungswürdig. Klare Töne in der Mittellage, selten stimmlich gefordert, aber das muss ja auch nicht sein. Finaleinzug absolut verdient. (c) REUTERS (TT NEWS AGENCY)
Douwe Bob - Slow Down Ein Song, der in Erinnerung bleibt, nett arrangiert und ein Playback-Gitarren-Solo. Stimme unaufgeregt, in angenehmer Lage. Die zehn Sekunden lange Pause ein origineller Einfall. (c) REUTERS (TT NEWS AGENCY)
Sergey Lazarew - You Are The Only One Am Englisch könnte man auch noch feilen. Lazarew gibt Pop mit klassisch geformten Tönen zum besten, unterlegt mit etwas übertriebenen Dance-Beats. Die Bühnenshow ist ohne Frage gut. In der ruhigeren Bridge vor dem letzten Refrain ein cooler Ton. Sonst etwas nervös und ohne echte Emotion. Und ja, das darf man sich auch im Song Contest wünschen. Bleibt dennoch Favorit. (c) REUTERS (TT NEWS AGENCY)
Gabriela Guncikova - I Stand Langweiliger Song mit durchaus guter Stimme. Windmaschine im Dauereinsatz. Konnte gegen Ende durchaus zeigen, dass sie etwas drauf hat, stimmlich. Kleine Überraschung, aber im Finale. (c) APA/AFP/TT News Agency/MAJA SUSL (MAJA SUSLIN/TT)
Minus One - Alter Ego Solider Pop-Rock aus Zypern mit Außenseiter-Chancen auf das Finale. Das Wolfgeheule in der Mitte etwas gewöhnungsbedürftig. Solide abgeliefert. (c) REUTERS (TT NEWS AGENCY)
Iveta Mukuchyan - LoveWave Windmaschine olé. Gute Pop-Röhre. Feuer-Effekte, die kosten extra bei der EBU, dem Veranstalter. Guter Refrain zum Mitsingen, viel Platz für befreites Singen blieb in dem Song aber nicht. Gute Tönee gegen Ende, da war technisch einmal etwas zu tun. Finalplatz wie erwartet erreicht. (c) REUTERS (TT NEWS AGENCY)
Zoe - Loin d'ici Den Song kann man nicht besser live abliefern. Alle Töne gut getroffen, sehr charmant samt Lächeln vorgetragen. Etwas übertrieben bunt, aber stimmiger als das ORF-Setting bei der Vorausscheidung im "Wunderland". Dem Saalpublikum in Stockholm hat es hörbar gut gefallen. (c) ORF (MILENKO BADZIC)
Samra - Miracle Das hat von Anfang an nicht ganz gezündet. Und das Wort "Miracle" auf der letzten Silbe "cle" zu betonen, ist auch kreativ. Leider hat Samra stimmlich den Powersong nicht ganz durchgehalten. Backgroundtänzer und - sänger nett, aber wenig hilfreich. Hat trotzdem fürs Finale gereicht, ein ESC-Klassiker. (c) APA/AFP/TT News Agency/MAJA SUSL (MAJA SUSLIN/TT)
Ira Losco - Walk on Water Eine Pop-Hymne, die ins Ohr geht. Stimmlich fehlerlos. Kurzer gospeliger Glanzmoment der fleißigen Background-Sänger. Zählt zum erweiterten Favoritenkreis für das Finale. (c) APA/AFP/TT News Agency/MAJA SUSL (MAJA SUSLIN/TT)
Sandhja - Sing It Away Guter Show-Opener prinzipiell, Sandhja macht wie angekündigt Party mit ihren Backround-Sängerinnen. In den Tiefen aber kaum Chancen zu glänzen sängerisch. Und die Refrains etwas nervös. Song nett. (c) REUTERS (TT NEWS AGENCY)
Argo - Utopian Land Das ist nicht so recht angekommen über die TV-Bilder. Gesang lieb und nett, Folkore-Klang gut und schön, aber das war zu wenig. (c) APA/AFP/TT News Agency/MAJA SUSL (MAJA SUSLIN/TT)
Lidia Isac - Falling Stars Leichte Intonations-Probleme zu Beginn. Kann bei den tiefen Tönen am Anfang bei Nervosität passieren. Doch weder Lied noch Stimme haben Eindruck hinterlassen. Die Spitzentöne im Refrain auf dem Wort "brightest" waren oft zu tief. Da hat auch die durchschnittliche Bühnenperformance samt Astronaut etwas retten können. (c) APA/AFP/TT News Agency/MAJA SUSL (MAJA SUSLIN/TT)
Serhat - I Didn't Know Definitiv die tiefste Singstimme am heutigen Abend - und der trashigste Beitrag. Song und Stimme dennoch eher zum Vergessen. Die fünf Background-Sängerinnen waren mehrstimmig recht anständig am Werk - auch nicht immer selbstverständlich. (c) REUTERS (TT NEWS AGENCY)
Jüri Pootsmann - Play Interessante Stimme, Johnny Cash-Klang. Song gibt sich verrucht. Auch Pootsmann kämpfte mit den tiefen Tönen zu Beginn. Da überpowert man gerne, es fällt schwer, den Ton "fallen zu lassen". Wirkte generell fahrig. Der Song hätte Potenzial gehabt. (c) REUTERS (TT NEWS AGENCY)
Highway - The Real Thing Geile Gitarren-Riffs zu Beginn, einmal etwas anderes. Und gute zweistimmige, hohe "ah"-Einsätz samt Glissando (verbundene Töne). Das muss auch erst einmal klappen. Schließlich wird beim Song Contest alles live gesungen. Mit dem metallischeren Rock setzte Montenegro auf ein Genre, das selten beim Song Contest zum Einsatz kommt. Sängerisch eine saubere Leistung, den Druck des Songs ohne Tadel rübergebracht. Der Rest ist Geschmackssache - und Europa hat's eher nicht gefallen. (c) REUTERS (TT NEWS AGENCY)
Greta Salome - The Real Thing Gesanglich alles ordentlich gemeistert (bis auf leichte Reibungen mit den Backingvocals gegen Ende) und das obwohl teils sehr wenig Musik unterfüttert war (Prechorus/Bridge). Die Videoshow großartig. Der Song mit leichten Folkore-Anklängen war mit etwas vielen Beats zugekleistert, aber Ohrwurm-Potenzial. Das Slome nicht weiter gekommen ist, gehört zu den Überraschungen des Abends. (c) REUTERS (TT NEWS AGENCY)
Dalal & Deen feat. Ana Rucner and Jala - Ljubav Je Drama, Drama, Drama. Wenn ein Beitrag das Wort "unauthentisch" verdient, dann dieser. Da wird geschmettert was das Zeug hält. Anspielungen auf Grenzen und Flüchtlinge bleiben optisch übertrieben und inhaltlich vage. Zeit für Ton-Entwicklung bleibt wenig. Die Gestik blieb opernhaft übertrieben. Und dann kam der Rap. Ein bisserl viel auf einmal. (c) APA/AFP/TT News Agency/MAJA SUSL (MAJA SUSLIN/TT)
Die Performances in der Einzelkritik
Die Reihenfolge, in der die Aufsteiger genannt wurden, ist allerdings nicht aussagekräftig. Die genauen Ergebnisse der Ländervotings werden geheim gehalten, um die Spannung bis zum Finale aufrecht zu erhalten.
Am Donnerstag folgt das zweite Semifinale (21 Uhr), am Samstag das Finale. "Die Presse" tickert beide Shows wieder live. Dann treten insgesamt 26 Nationen - die 20 besten aus den beiden Semifinali und die bereits fix qualifizierten Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Vereinigtes Königreich und Gastgeber Schweden.
Als Favoriten auf den Sieg gelten Russland, Ukraine, Frankreich, Schweden, Armenien und Australien.
Das sind die Teilnehmer des zweiten Halbfinales:
Lettland: Justs „Heartbeat“
Polen: Michał Szpak „Color Of Your Life“
Schweiz: Rykka „The Last Of Our Kind“
Israel: Hovi Star „Made Of Stars“
Weißrussland: IVAN „Help You Fly“
Serbien: Sanja Vučić ZAA „Goodbye (Shelter)“
Irland: Nicky Byrne „Sunlight“
F.Y.R. Mazedonien: Kaliopi „Dona“
Litauen: Donny Montell „I've Been Waiting for This Night“
Australien: Dami Im „Sound Of Silence“
Slowenien: ManuElla „Blue And Red“
Bulgarien: Poli Genova „If Love Was A Crime“
Dänemark: Lighthouse X „Soldiers Of Love“
Ukraine: Jamala „1944“
Norwegen: Agnete „Icebreaker“
Georgien: Nika Kocharov and Young Georgian Lolitaz „Midnight Gold“
Publikumsvoting und Fachjury fielen heuer sehr unterschiedlich aus. Während die Zuschauer Michal Szpak auf dem Podest sahen, bekam er von der Jury keinen Punkt.
Jamala gewann mit dem Lied "1944", einem politischen Statement den Song Contest in Schweden. Österreich belegte den 13. Platz, Deutschland wurde Letzter.
