600.000 Subvention für das Jackson-Tribute-Konzert? Das könnte unterhaltsam für Renate Brauner werden. Sinnlos für Wien ist es schon.
Nein, über Geschmack lässt sich nicht streiten. Wenn 65.000 Menschen Tickets für das große Tribute-Konzert für Michael Jackson um 212 bis 518 Euro kaufen, ist das schön für Organisator Georg Kindel. Wenn ausgerechnet Schloss Schönbrunn die Kulisse für Michael Jacksons musikalische Epigonen und/oder Freunde sein soll, ist das hoffentlich fein für die zuständige – aus dem Staatsbesitz ausgegliederte – Betreibergesellschaft. Und wenn zwar keine echten Weltstars kommen und dennoch Millionen TV-Zuseher weltweit ihre Geräte einschalten, ist das nicht schlecht für Wien. Vielleicht kommt der eine oder andere hierher, weil er glaubt, dass diese Musik neuerdings zum „Wiener Lied“ gezählt wird. Und wenn das Konzert ein Reinfall ist, wäre das zwar nicht so nett, aber eigentlich Herrn Kindels Sache.
Doch es ist nicht mehr seine Sache. Denn die Stadt Wien hilft nicht nur beim großzügigen Bereitstellen der Infrastruktur, sondern auch finanziell. 600.000 Euro pumpt die Stadt begeistert unter dem Titel Kultursubvention ins Konzert.
Hallo, ist da wer? Wir hätten da ein paar Fragen: Zu welcher verborgenen Wien-Marketing-Strategie gehört, bitte schön, ein Jackson-Konzert? Zur Prater-Vorplatz-Linie? Raunzt nicht immer der Schönbrunn-Chef, man solle Wien mit Mozart, Klassik und Co. bewerben? Warum sind für eine solche Mainstream-Veranstaltung mit angeblicher Erfolgsgarantie Subventionen notwendig? Und: Will Finanzstadträtin Renate Brauner wirklich Bürgermeisterin werden? Muss nicht sein. (Berichte: Seite 9)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.09.2009)