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Ben Harpers innige Grüße aus den seligen Siebzigern

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FILES-FRANCE-US-MUSIC-TRIBUTEAPA/AFP/SEBASTIEN BOZON
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Der politische Blues-Musiker feierte ein markantes Debüt im Konzerthaus.

Der Süße seiner Melodien steht die Bitterkeit manch seiner soziopolitischen Botschaften entgegen. Ben Harper, der 1994 mit seinem Meisterwerk „Welcome to the Cruel World“ höchste Erwartungen auslöste, ist immer noch engagiert, nur musikalisch leider zu sehr in den Mainstream gerückt. So dauerte es im unbestuhlten Wiener Konzerthaus längere Zeit, bis das Publikum auf Touren kam.

Erst ein flamboyantes Duell zwischen Harpers Pedal Steel Guitar und dem Bass seines musikalischen Langzeitgefährten Juan Nelson brachte das Eis zum Schmelzen. Die folgende, packende Version des Hendrix-Klassikers „Them Changes“ verwandelte das prall gefüllte Parkett in einen Dancefloor. Höhepunkte: das still simmernde „Don't Take that Attitude To Your Grave“, das sanfte „Morning Yearning“ und „Where Could I Go“, für das sich Harper, Meister des nicht phallischen Gitarrensolos, als A-cappella-Sänger versuchte.

Die Überraschung des Abends war die Vorgruppe. The Jack Moves betörten im Stile der von Quentin Tarantinos Film „Jackie Brown“ wieder populär gemachten Delfonics. Sänger Zee Desmondes, ein Schönling der kitschigen Art, faszinierte mit glühendem Falsett. Hinter seiner charismatischen Stimme jubilierten Bass, E-Piano und Wah-Wah-Gitarre, ganz so, als wären die Siebzigerjahre nie zu Ende gegangen. Das unwiderstehlich groovende „Seasons Change“ flirtete stilvoll mit dem Dancefloor. Der viel berühmtere Ben Harper war sich nicht zu gut dafür, den Jungspunden beim sublimen „Make Love“ an der Pedal Steel auszuhelfen. Ein schöne Geste. Mit der innigen Lesart von Marvin Gayes „Heavy Love Affair“ setzten sie einen markanten Schlusspunkt. (sam)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.09.2016)

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