Pop

"Nazi-Umtriebe": Szene Wien sagt Metal-Konzert ab

Symbolfoto
Symbolfoto(c) REUTERS (� Morris MacMatzen / Reuters)
  • Drucken

Wegen moralischer Bedenken streicht die Szene Wien einen Konzertabend mit vier Black-Metal-Bands. Ein Musiker soll mit Hakenkreuz aufgetreten sein, eine Band bei "Total Holocaust Records" veröffentlicht haben.

Die Szene Wien sagt einen für den 29. März angesetztes Konzert von vier internationalen Bands aus dem Black-Metal-Genre ab, weil diese sich Symbolen und Ideen des Nationalsozialismus bedienen würden. Szene-Chef Josef "Muff" Sopper verwies darauf, dass der Gig von einem Fremdveranstalter gebucht worden sei und er selbst bei Bekanntwerden moralische Bedenken bekommen habe: "Es darf nicht sein, dass die Szene Wien mit dem Geruch von Nazi-Umtrieben identifiziert wird."

Konkret geht es um ein Konzert der Bands Angantyr aus Dänemark, Taake aus Norwegen, Horna aus Finnland und Black Shore Metal aus Deutschland.

"Total Holocaust Records"

Der Sänger von Horna betreibe ein Plattenlabel, auf dem Formationen wie "Endlösung", "Holocaustus" oder "Aryan Blood" veröffentlicht würden, sagt Marco Schreuder, Gemeinderat der Wiener Grünen. Außerdem habe die Band in Interviews Aussagen wie "auf einer ideellen Ebene funktioniert der Nationalsozialismus sehr gut" getätigt. Taake hätten in Deutschland für einen Skandal gesorgt, nachdem der Sänger bei einem Konzert mit einem aufgemalten Hakenkreuz auf der Brust erschien. Die Dänen Angantyr veröffentlichen etwa bei Plattenfirmen wie "Total Holocaust Records".

Die Wiener Grünen kritisieren Soppers späte Reaktion. Die Veranstaltung sei von einem externen Partnern organisiert worden, die Szene habe nur als Vermieter fungiert, verteidigt sich der Szene-Betreiber. "Vorerst war nur das Datum fixiert. Wir wussten nicht, welches Package gebucht wurde", so Sopper, der auch für die Bühnen des Gasometer verantwortlich zeichnet. Nach Bekanntgabe der Bands habe man diese einer politischen Beurteilung unterzogen und sich schließlich entschieden, den Vertrag zu kündigen.

Kein Einzelfall bei Black-Metal-Bands

"Die Szene Wien distanziert sich von allen faschistischen, rassistischen und nazistischen Umtrieben", betonte Sopper. Grundsätzlich werde im Black-Metal-Bereich immer wieder mit Symbolen des Nationalsozialismus "blöd auf der Bühne herumgespielt", wenn dies auch nicht immer ideologisch zu verstehen sei.

Im betreffenden Fall habe die Szene gar das Innenministerium und den Verfassungsschutz kontaktiert, welche den Auftritt Ende März nicht bedenklich gefunden hätten. Der Club werde die Black-Metal-Szene aufgrund des Vorfalls nicht ausgrenzen, jedoch bei künftigen Acts äußerst genau hinschauen. Für die jetzt abgesagte Veranstaltung, zu der rund 200 Besucher erwartet wurden, werden bereits verkaufte Tickets zurückgenommen.

"Wie konnte es dazu kommen?", zeigte sich der Grüne Schreuder schockiert von der späten Reaktion Soppers. Gerade die Szene Wien als großer Subventionsnehmer der Stadt habe die Verpflichtung, ihre Fremdveranstalter im Vorhinein zu überprüfen. Die Endverantwortung liege immer beim Leiter eines Hauses.

Bindeglied zwischen Neonazis und Jugend

Auch Schreuder-Kollegin Martina Wurzer kritisierte das Vorgehen der Szene Wien: "Gefährlich an Bands wie Horna, Taake und Angantyr ist vor allem ihre Bindegliedfunktion zwischen neonazistischen Gruppierungen und jugendlicher Subkultur. Musikgruppen aus dem Genre des NS-Black-Metal sind damit besonders wichtig für die europaweite Vernetzung der Neonazi-Bewegung." Diesen Bands dürfe in Wien keinesfalls ein Forum geboten werden.

(APA/Red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.