Amerika dominiert MTV Europe: Lady Gaga räumt ab

(c) AP (Joel Ryan)
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Viermal Lady Gaga, dazu Preise für Justin Bieber und weitere Amerikaner. Nur Queen retteten bei den MTV Europe Music Awards in Belfast die Ehre der Europäer. Die Band wurde als „Globale Ikone“ ausgezeichnet.

Sie mögen MTV Europe Music Awards heißen – doch europäisch war an der Gala des Musiksenders am späten Sonntagabend nur der Schauplatz: Von der Moderatorin, Disney-Star und aktuelle Justin-Bieber-Freundin Selina Gomez (19), bis zur Hauptgewinnerin des Abends, Lady Gaga, war der Abend in Belfast fest in nordamerikanischer Hand.
Gomez und Gaga lieferten sich in der zweieinhalb Stunden dauernden Show einen Wettstreit im Garderoben-Wechseln, den die Lady dank ihres Talents fürs Bizarre mühelos gewann. Einmal mit einer Art Satellitenschüssel auf dem Kopf, einmal mit einem riesigen blauen Fächer mit Augenschlitzen vor dem Gesicht, nahm die Popikone Preise in gleich vier Kategorien entgegen: Beste Künstlerin, bestes Lied und bestes Video für den Titelsong ihrer aktuellen CD „Born this Way“ und den Preis für die größte Fangemeinde, von Gaga selbst liebevoll als „meine kleinen Monster“ tituliert.
Die exzentrische Künstlerin, die offenbar ein Abo auf MTV-Preise hat (2010 waren es drei), kniff zwar US-Schauspielerin Hayden Panettiere vor lauter Begeisterung über den Preis herzhaft in den Hintern und machte sich über die Größe des Penis von Laudator David Hasselhoff lustig. Doch gemessen an Auftritten wie bei den MTV Video Awards 2009, als sie mit einem Kleid aus rohem Rindfleisch tagelang für Schlagzeilen sorgte, wirkte Gagas Auftritt in Nordirland ziemlich zahm.

Sogar einen Scherz auf ihre Kosten nahm die Künstlerin augenscheinlich gelassen hin: Moderatorin Gomez trug zwischenzeitlich eine pink Pudelperücke und erklärte, sie habe einmal wie Lady Gaga aussehen wollen. Für die nötige nackte Haut sorgte eine Mann aus dem Publikum, der – angeblich ganz spontan – auf die Bühne sprang und dort von Schauspielerin Panettiere nonchalent mit den Worten „Junge, was machst du denn hier“ empfangen wurde.
Brav wie immer dagegen Justin Bieber (17), der als bester männlicher Künstler und bester Pop-Act geehrt wurde. Der Teenie-Star nutze die Show, um sich gegen Berichte zu wehren, er habe einen Fan geschwängert und sei Vater eines drei Monate alten Jungen. „Es wurde ein Haufen Scheiße über mich geredet in der letzten Zeit, aber ich habe mich da durchgeboxt.“ Die Fans musste er offenbar nicht überzeugen: Schon tags zuvor hatte die Polizei in Belfast ganze Straßenzüge sperren müssen, um begeistere „Beliebers“ (Wortspiel mit „Believer“, „Gläubige“, und offizieller Spitzname der Bieber-Fans) davon abzuhalten, das Hotel des Stars zu stürmen.
Zwei Auszeichnungen erhielt der Hawaiianer Bruno Mars (26): als bester Newcomer und als „Best Push“. Fünf weitere Preise gingen an zusätzliche Landsleute: „30 Seconds to Mars“ als beste Alternative-Rockband und bester Auftritt bei der MTV-Show „World Stage“, Rapper Eminem in der Kategorie Hiphop, „Linkin Park“ als beste Rockband und Katy Perry als beste Live-Künstlerin. Nicht einmal in der Kategorie „Best World Wide Act“ konnten die Europäer sich durchsetzen – der deutsche Eurovision-Star Lena Meyer-Landrut unterlag der koreanischen Boy Band „Big Bang“.
Immerhin eine Auszeichnung gab es doch noch für eine europäische Band – wenn auch posthum: Die britische Band „Queen“, deren Frontmann Freddie Mercury vor 20 Jahren starb, wurde als „Globale Ikone“ ausgezeichnet – die noch lebenden Bandmitglieder spielten ein Medley alter Hits.
Der rührseligste Moment der Veranstaltung galt ebenfalls einer verstorbenen Künstlerin: Amy Winehouse, die im Juli an den Folgen einer Alkoholvergiftung gestorben war und in Belfast mit einem kurzen Zusammenschnitt ihrer berühmtesten Hits geehrt wurde. „Ich konnte mich bei Amy nie dafür bedanken, dass sie als Künstlerin immer wieder Schranken durchbrochen hat“, so die britische R-'n'-B-Sängerin Jesse J (23), die für den Preis als bester Nachwuchs-Künstler nominiert war, mit tränenerstickter Stimme. „Aber ich bin sicher, dass ich ohne sie heute nicht hier stände. Sie hat einen neuen Standard für britische Künstlerinnen gesetzt.“

Besonders groß war die Begeisterung über die diesjährigen MTV Europe Music Awards bei der Stadtverwaltung von Belfast. Jahrzehntelang war die Stadt wegen der blutigen Auseinandersetzungen zwischen Katholiken und Protestanten aus den Tour-Kalendern großer Bands verschwunden gewesen. „Für viele von uns“, so Belfasts Lord Mayor, Niall O'Donnghaile, „sind die MTV Awards der Beweis, dass wir wieder auf der Landkarte stehen.“

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