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Porgy & Bess: Wer hat von wem abgekupfert?

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Symbolbild(c) Clemens Fabry
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Georgie Fame begeisterte mit der „Mike Sponza Blues Convention“ als kenntnisreicher musikalischer Geschichtenerzähler im Porgy & Bess. Angetrieben von zwei Gitarristen spielte sich der 68-Jährige in Rage.

Wenn Georgie Fame nicht mit Van Morrison oder „Bill Wyman's Rhythm Kings“ unterwegs ist, kann man ihn in kleinen, feinen Jazzklubs hören. Es sind nicht bloß Konzerte, die er gibt. Der 68-Jährige, der in den Sechzigerjahren eine Serie eigener Hits lancieren konnte, ist vor allem auch Musikfan. Deshalb gestaltet er seine Soireen gerne wie wortreiche Radiosendungen à la Theme Time Radio. Mit viel Gusto erzählte er auch im Porgy & Bess, wer von welchem Song die definitive Version eingespielt hat oder wer von wem was abgekupfert hat. Auch an den Tasten fiel es ihm schwer bei einem Thema zu bleiben.

Permanent baute er in die gespielten Songs musikalische und textliche Phrasen anderer Lieder ein, sodass man am Ende den schönen Eindruck hatte, all diese Klassiker und Obskuritäten wären eng miteinander verwandt. Fame, der eigentlich Clive Powell heißt, begann solo am Flügel. Genießerisch verlangsamte er „Lawdy Miss Clawdy“, diese einst so wilde R-'n'-B-Nummer von Lloyd Price, die auch Elvis Presley und Little Richard sangen. Derzeit hat Fame ein gewisses Faible für New Orleans. Immer wieder spielte und zitierte er den großen Fats Domino. Auch der großartige Floyd-Dixon-Blues „Don't Send Me Flowers When I'm In The Graveyard“ gab würzige Gumbo-Aromen ab. Fame zelebrierte den großen US-Songwriter Mose Allison mit einem Medley von „Days Like This“ und dem vielfach gecoverten „Young Man Blues“. Er gedachte des großen Melancholikers Chet Baker mit „Angel Eyes“ und „Easy Livin'“. Danach wechselte er zu Hammond B3 und zelebrierte mit der nun vollzähligen Band seinen ewigjungen Hit „Yeh Yeh“, einen Klassiker jeder neuen Mod-Generation. Van Morrisons jazzigem „Moondance“ packte Fame mit „Blue Moon“, „Summertime“ und „It Ain't Necessarily So“ gleich drei andere Melodien dazu.

Der Mann, der in Songtiteln spricht

Angetrieben von den beiden Gitarristen, dem italienischen Schmähbruder Mike Sponza und dem superben, einstigen Harry-Pepl-Schüler Primoz Grasic, spielte sich Fame in Rage. Harry Belafontes Frauenemanzipations-Calypso „Man Smart, Woman Smarter“ lockte das Tanzbein. Besonders groovy gestaltete sich die Coverversion von Booker T.s „Green Onions“, die überging in den rauen Sonny-Boy-Williamson-Blues „Help Me“. Weitere Highlights waren das beseelt vorgetragene „Georgia On My Mind“ und Fames Sixties-Hit „Bonnie & Clyde“. Am Ende gab es tosenden Applaus für Fame, den Mann, der in Songtiteln spricht. sam

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