Was am "Rock in Vienna" (nicht) funktionierte

ROCK IN VIENNA
ROCK IN VIENNA(c) APA/HERBERT P. OCZERET
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Mit dem Konzert der unverwüstlichen Glam-Rocker Kiss ging die Premiere des Wiener Rock-Festivals zu Ende. "Die Presse" zieht Bilanz.

Am späten Samstagabend ist das erste "Rock in Vienna" zu Ende gegangen. "Die Presse" zieht nach dem dreitägigen Festival auf der Wiener Donauinsel Bilanz - in drei Kritikpunkten und zwei Aspekten, die Lob verdienen:

  • Motto des musikalischen Programms"More of the same": Die Veranstalter haben - vor allem beim Booking der Headliner - auf Bewährtes zurückgegriffen. Die unverwüstlichen Glam-Rocker Kiss zogen vor zwei Jahren beim Nova Rock ihre Zirkus-Show ab. Metallica gastierte gerade einmal vor elf Monaten in Wien (Krieau). Fairerweise muss man hinzufügen, dass der Metallica-Tag der einnahmensstärkste und am besten besuchte (mit 30.000 Besuchern; insgesamt kamen rund 80.000) war. Auch Limp Bizkit waren im Vorjahr in Ostösterreich (Nova Rock), Within Temptation vor zwei Jahren. Airbourne spielen regelmäßig Konzerte in Österreich. Immerhin drei Jahre ist es her, als Muse hier spielten (Wiener Stadthalle). Hinzu kamen alte Bekannte, die man schon länger nicht mehr auf der heimischen Bühne erblickte: Body Count (musste man nicht gesehen haben) und Faith No More (durchaus sehenswert). Rar war hingegen der Auftritt der japanischen Girl-Band Baby Metal. Wenn man ein großes Festival auf die Beine stellt, muss man auch entsprechende Kaliber buchen, das ist ist nachvollziehbar. Mehr Kreativität und Vielfalt - zeitgenössisch relevante Bands waren Mangelware - wären für die zweite Auflage wünschenswert.
  • Pizza und Panier: Selbstverständlich besucht man nicht ein Rock-Festival, um darüber in seinem Food-Blog zu schreiben. Aber lediglich die Tierwelt in Panier und Miniatur-Pizze anzubieten, ist etwas dürftig. Für die zweite Auflage im kommenden Jahr wäre ein breiteres kulinarisches Angebot, wie es das neuerdings auch beim Frequency Festival gibt, ein Fortschritt.
  • Zu frühe Sperrstunde: Metallica-Fans haben vergeblich auf "Nothing else matters" gewartet: Die Ballade, ein Fixpunkt bei Metallica-Konzerten, wurde wegen des späten Konzertbeginns gestrichen. Das Kiss-Konzert war kürzer als in der Ankündigung vorgesehen. Ob das am Ego der Musiker (erst in der Dunkelheit zu beginnen) oder an der frühen Sperrstunde (ab 23 Uhr muss es ruhig sein) lag? Ersteres Problem wird man schwer lösen können, das zweitere eher. Es soll Gespräche mit Anrainern geben, so könnte der akustische Zapfenstreich nach hinten verlegt werden.
  • Alternativer Bühnen-Aufbau: Die beiden parallel ausgerichteten Bühnen waren durchaus praktikabel und haben die oft langen und staubigen Festival-Gehwege signifikant minimiert. Und man verpasste so keine einzige Band. Die Pausen zwischen den Auftritten waren sehr kurz, fast wie beim Speed Dating. Die obligatorischen - manchmal nervigen - Soundchecks ("Check, check, one, check, hey!") fielen weg. Damit sind womöglich aber auch die Soundprobleme, die beispielsweise massiv beim Konzert von Muse auftraten, zu erklären.
  • Simple Anreise: Mit der U-Bahn zu einem Festival zu fahren, ist definitiv günstiger und umweltbewusster, als mit Pkw oder Bus. Nur an der Station "Handelskai" hätte man das Festival mit Schildern noch besser kenntlich machen können.

(mtp.)

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