Stereophonics: "Wir sind ein wenig wie Ryan Giggs"

Stereophonics sind wenig Ryan
Stereophonics sind wenig Ryan(c) Presse Digital (Palucki)
  • Drucken

Die walisische Rock-Formation gastierte am Samstag am Nova Rock. Sänger Kelly Jones und Schlagzeuger Jamie Morrison im Gespräch über ihre Landsleute Tom Jones, Ryan Giggs und den tragischen Tod ihres früheren Drummers.

Nicht viele Bands haben die Britpop/Britrock-Ära überlebt. Zu den Ausnahmen gehören Stereophonics aus Wales. Das Quartett um Sänger Kelly Jones konzertierte am Samstagabend am Nova Rock. DiePresse.com traf Jones und Neo-Bandkollegen Jamie Morrison zum Gespräch.

DiePresse.com: Schön Euch wieder einmal auf einer Bühne in Österreich zu sehen. Fühlt ihr Euch hier wohl? Es ist schließlich größtenteils ein Hardrock/Metal-Festival?

Kelly Jones (Sänger): "Ich weiß es nicht, wie es für uns wird. Wir werden unser Bestes tun. Wir haben viele Songs, manche auch von der härteren Sorte. Wenn wir nicht so gut ankommen werden, spielen wir einfach Kiss-Songs".

Mit im Gepäck habt ihr auch euer neues, insgesamt achtes Album "Graffiti on a Train", das im März erschienen ist. Das britische Musikmagazin hat es als öde attribuiert.

Jones: "Das NME hat seit 15 Jahren nichts Positives über uns geschrieben".

Des Weiteren hieß es, dass sich bis auf die Single "Indian Summer" nichts Aufregendes auf der Platte befindet. Im Endeffekt wurden nur vier von zehn möglichen Punkten vergeben.

Jamie Morrison (Schlagzeuger): "Na gut, das NME hatte auch einst Andrew W.K. auf dem Cover und behauptete, dass dieser Mann größer als Jesus wird".

Eigentlich wollte ich in diesem Zusammenhang fragen, wie ernst ihr Kritiken wie diese nehmt?

Jones: "Wir verkaufen mehr Platten als das NME Zeitschriften verkauft. Wer liest denn überhaupt heutzutage noch Zeitungen?".

Ich kann mich erinnern, wie das NME beinahe jede Woche eine andere Band glorifizierte und als Zukunft der (Rock-)Musik titulierte.

Jones: "Ja. Ich glaube, wir waren fünf Mal am Cover des NME. Dann schrieb ich "Mr. Writer" und dann mochten sie mich nicht mehr. Wir waren nie Bestandteil der NME-Kultur und des Umfelds. Natürlich war es wichtig, als wir unseren Durchbruch hatten. Aber unsere Fanbase orientiert sich nicht daran. Deren Job ist es, neue Bands zu finden. Wir sind zufrieden mit den Zahlen unseres neuen Albums. Es war vier Monate in den Top-20-Charts. Um ehrlich zu sein, ich habe diese Kritik des NME nie gelesen und habe sie jetzt erstmals erzählt bekommen. Irgendwie amüsiert es mich, wie sie schreiben. Aber ja, es ist deren Meinung und das akzeptieren wir".

In den vergangenen Jahren hat die elektronische Musik (Stichwort: EDM) die Pop-Branche und in weitere Folge auch die Charts erobert. Ist es vorstellbar, dass auch die Stereophonics in diese Richtung gehen?


Jones: "Jeder in unserer Band interessiert sich für die unterschiedlichsten Musik-Genres. Es geht nicht um Kategorisierungen. Wenn ein Song in eine bestimmte Richtung geht ist es gut. Wenn ein Akkord zu einem Synthesizer führt, dann ist das so. Wir gehen nicht mit dem Ziel an ein neues Album heran, ein singuläres Genre zu bedienen".

Welche Musik wird im Stereophonics-Tourbus gehört?


Morrison: "Alles. Von den Eagles und AC/DC bis zu Kendrick Lamar. Es gibt in jedem Genre gute Musik."
Jones: "Die Queens of the Stone Age finden wir auch gut".

Verfolgt ihr die Entwicklung anderer Bands, die in den 90ern durchgestartet sind? Suede beispielsweise haben mit "Bloodsports" gerade ein neues Album herausgebracht.

Jones: "Ich habe es noch nicht gehört. Ist es gut? Ich kenne nur die Single (Anm. "It Starts and Ends with You"). Die gefällt mir, ich habe sie im Radio gehört. Sie kam etwa zur gleichen Zeit heraus, wie die neue von David Bowie. Und anfangs konnte ich nicht sagen, welcher Song von wem stammt. Brett Anderson, der Frontmann, hat viel Energie. Wir haben früher einige Gigs gemeinsam gespielt. Ich kann mich noch erinnern, als deren Gitarrist (Anm. Bernard Butler) die Band verließ".

2010 gab es einen schmerzhaften Verlust für die Band. Gründungsmitglied und Ex-Drummer Stuart Cable starb. Hat sein Tod auch die Musik der Stereophonics verändert?

Jones: "Ich weiß nicht, ob es unsere Musik beeinflusst hat. Ich und Stuart waren 30 Jahre lang befreundet. Die einzige Zeit, in der wir nicht miteinander redeten, waren sechs Monate nachdem er die Band 2003 verließ. Dann hatten wir wieder Kontakt. Selbst am Tag seines Todes sah ich ihn. Die 'Daily Mail' hat sehr viel Mist über sein Leben und über unsere Freundschaft geschrieben. Ich habe nur grandiose Erinnerungen an ihn. Ich bin sehr traurig. Es hätte jedem passieren können. Er trank an jenem Abend zu viel, schlief in der falschen Position ein und starb. Wir vermissen ihn jeden Tag."

Nach Stuart Cable war Javier Weyler über Jahre euer Drummer. Seit 2012 trommelt Jamie Morrison ...

Morrison: "Für mich ist damit ein Traum in Erfüllung gegangen. Ich werde so lange in der Band sein, so lange mich die Jungs hier haben wollen."

Vor 13 Jahren habt ihr mit eurem Landsmann, dem legendären Tom Jones, einen Song namens "Mama Told me Not Come" aufgenommen. Wie sind die Erinnerungen daran?

Jones: "Er ist ein guter Typ. Wir sind seitdem mit Tom befreundet. Er ist sehr großzügig, hat uns in seine Suite in Las Vegas eingeladen. Ich kann mich erinnern, dass wir 24 Stunden mit ihm durchgefeiert haben, nachdem er an 15  Abenden durchgehend Konzerte gespielt hat. Und am nächsten Tag stand er wieder auf der Bühne. Beeindruckend."

Tom Jones hat 1965 den Titelsong des James-Bond-Films "Thunderball" ("Feuerball") gesungen. Ein Traum für die Stereophonics?

Jones: "Ob wir einen James Bond-Song machen wollen? Einige Leute sagten, dass "Violins and Tambourines" von unserem neuen Album ein potentieller 007-Song sein könnte. Ich glaube, dass jeder Musiker oder Künstler aus Großbritannien dies gerne machen würde. Ja sicher, wieso nicht."

Nicht nur Tom Jones, auch Ryan Giggs ist ein bekannter Waliser. Er begann seine Karriere 1990 bei Manchester United und trägt das Trikot der Red Devils immer noch. Die Stereophonics wurden 1992 gegründet, also müsstet ihr nach seinem Vorbild auch noch lange auf der Bühne stehen.

Jones: "Das hoffe ich. Wir sind ein wenig wie Ryan Giggs. Auch für uns kommt die Band und das Team an erster Stelle. Man versucht das Privatleben nicht nach außen dringen zu lassen. Manches Mal passiert es dann doch, wie bei Ryan Giggs (Anm. Die angebliche Sex-Affäre mit der Frau seines Bruders)".

Wie geht es mit den Stereophonics nach den Sommerfestivals und der Herbsttour in Großbritannien weiter?

Jones: "Wir haben 30 neue Songs geschrieben. Es wird definitiv ein neues Album geben. Vielleicht schon nächstes Jahr".

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.