Pink Martini: "Get Happy"

Pink Martini
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Pink Martini reisen durch die Welt des Easy Listening.

Von Musikern, die in die Politik gehen, hat man schon öfter gehört: vom konservativen Sonny Bono bis zum liberalen Sixto Rodriguez. Die aus Portland, Oregon, stammende Cocktail-Jazzband Pink Martini ging indes den umgekehrten Weg. Bandleader Thomas Lauderdale war vielversprechender Nachwuchspolitiker seiner Heimatstadt, der   frustriert vom langweiligen Programm der Fundraiser-Kampagnen, die er betreute   selbst eine Band gründete. Pink Martini sollten ursprünglich nur etwas Farbe in die graue Welt der politisch motivierten Geldeinsammel-Events bringen, schenkten der ganzen Welt seit Mitte der Neunziger opulente Musik mit nostalgischem Mehrwert. Als Glücksgriff erwies sich die multilinguale Sängerin China Forbes. In nicht weniger als 15 Sprachen zwitschert dieses Vögelchen. So richtig ins Rollen gebracht wurde das schönheitssüchtige Unternehmen mit dem überraschenden Erfolg des Debütalbums "Sympathique" 1997 in Frankreich.

TIPP

Seither mischen Pink Martini stilsicher alte Songs mit frischen Eigenkompositionen. Unvergesslich ihre mit dem legendären Sänger Jimmy Scott aufgenommene Version des Klassikers "Tea for Two". Das neue Album "Get Happy" beginnt auch mit einer herrlich patinierten Stimme. Phyllis Diller, amerikanische Komödiantin und Sängerin, meditiert sich charmant kratzbürstig in Charlie Chaplins "Smile" hinein. Wenige Monate nach den Aufnahmen starb sie 95-jährig. Die nächste Überraschung ist das von China Forbes interpretierte Lied "Ich dich lieben", das die Amerikaner in der deutschen Schlagerklamotte "Freddy und das Lied der Prärie" von 1964 fanden. Richtig! Star dieses Films war Freddy Quinn, gesungen hat diese Brachialschnulze einst Mamie van Doren, eine Sexbombe, die in den Sechzigern auch mit dem Duett "Bikini with No Top on Top" für Furore sorgte.

Schalk im Nacken. Forbes versucht sich ebenso hinreißend am türkischen Traditional "Üsküdar a Gider Iken". Weitere Stars am Mikrofon: Rufus Wainwright und die australische Cabaretsängerin Meow Meow. Sie flötet ein mit reichlich Jazzposaune ausgestattetes chinesisches Liebeslied, dessen Titel mit "I m Waiting for You" übersetzt wurde. Man ahnt schon, Pink Martini saß diesmal der Schalk noch stärker im Nacken als zuletzt. Easy Listening mit seiner unstillbaren Sehnsucht nach stilvolleren Zeiten wird selten so hochkarätig präsentiert wie von dieser extrem sophisticated agierenden Kombo. Man weiß ja, dass das leicht Klingende am schwierigsten herzustellen ist. Insofern sind Pink Martini echte Helden.
"Get Happy" heißt das neue Album der Nostalgiker von Pink Martini. (Heinz Records/Lotus)

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