„The Art of McCartney“: Hello Goodbye, Sir Paul!

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Eine nur teilweise geglückte Hommage.

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Ach, Paul McCartney. Wie leicht ist es, über ihn zu lächeln, gar zu spötteln, über den guten Menschen aus Liverpool. Nein, zorniger junger Mann war er keiner und wird es auch nicht mehr, er war und ist netter, versöhnlicher, als es die Rock’n’Roll- Polizei erlaubt. Vielleicht gerade deshalb hat er der Welt mehr schöne Melodien geschenkt, als sie es verdient hat. Und sie in Arrangements gekleidet, die den Test der Zeit längst bestanden haben. Das merkt man auch auf diesem Album, auf dem diverse Vertreter der U-Musik seine Songs interpretieren, unterstützt von Mitgliedern seiner aktuellen Begleitband: Wie peinlich genau sich viele an die Originale halten! The Cure etwa: Sie spielen „Hello Goodbye“ notengetreu wie eine Schülerband – und zeigen damit, wie dieser nur scheinbar rein heitere Song ihre schwarz-rosa Grundstimmung geprägt hat. Oder Kiss: Sie haben sich „Rock Show“ ausgesucht, eine der wenigen wirklich einfältigen McCartney-Nummern, und es passt bestens zu ihnen. Oder Alice Cooper: Der alte Horrorscherzbold singt „Eleanor Ribgy“ zum Originalstreichquartettsatz, fügt nichts, aber auch gar nichts hinzu. Ebenfalls recht demütig geht Billy Joel „Live And Let Die“ an, versucht sich aber an ein wenig Übermut, was so peinlich klingt, wie McCartney selbst in seinen schwächsten Stunden nie geklungen hat. Schlimmer noch ist seine halbstarke Version von „Maybe I’m Amazed“: Was für eine sinnlose Gefühlsprotzerei! Nicht ganz so arg scheitert Willie Nelson an „Yesterday“: Dieser Song gewinnt nicht, wenn man versucht, seine grundlegende Sentimentalität zu kaschieren oder durch Harte-Männer- Romantik zu ersetzen.

Suche nach der Melodie. Anders Bob Dylan. Er singt „Things We Said Today“ mit seinem besten halskranken Timbre, verfehlt jeden vierten Ton, sucht dabei so hartnäckig nach der Melodie, dass die Wehmut dieses Songs noch verstärkt wird. Man könnte sagen, er singt ihn so, wie Nagg in Becketts „Endspiel“ den Witz vom Schnei der und der Welt erzählt: wissend, dass er dabei nur versagen kann, aber dass genau das die Essenz des Witzes (und des Songs) ist. Zweiter Höhepunkt ist Brian Wilsons Version von „Wanderlust“, einem schon im Original berührenden Song. Wie McCartney ist Wilson ein Meister dabei, die Tiefe scheinbar seichter Gewässer auszuloten. Doch während jener nie seinen Optimismus verliert, schaudert Wilson hörbar vor den Abgründen, die sich auftun. Eine große Interpretation auf einem Sampler, auf dem leider zu viele zu Recht vergessene Poprock-Acts wie Heart oder Cheap Trick mitwirken.

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