Jamila Woods: Revolution in Pastelltönen

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Jamila Woods’ Debütalbum, optimistisch und vielseitig.

Die symbolträchtige, für das Album prototypische Aussage kommt in Form einer gesprochenen Interlude, ohne Musik, am Ende des Tracks „In My Name“, in der Mitte der Platte platziert. Eine Gruppe von Kindern, es dürfte sich wohl um eine Schulklasse handeln, trägt voller Überzeugung und mit hoffnungsfrohem Blick in die Zukunft folgende Worte vor: „It is our duty to fight for our freedom. It is our duty to win. We must love each other and support each other. We have nothing to lose but our chains.“

„Heavn“: Jamila Woods stellt ihr Debütalbum gratis im Netz zur Verfügung.
„Heavn“: Jamila Woods stellt ihr Debütalbum gratis im Netz zur Verfügung.(c) Beigestelt

Protestmusik. Kürzlich ist unter dem Titel „Heavn“ das lang erwartete Debütalbum der aus Chicago stammenden Musikerin und Sängerin Jamila Woods erschienen, gratis und legal im Netz zu haben, und es schlägt sanfte Wellen. Woods’ Musik ist zu weiten Teilen und zuvorderst eine Widerstandsund Protestmusik, in ihren Texten verhandelt sie Rassismus, den alltäglichen, den institutionalisierten, Polizeigewalt gegen Afroamerikaner, soziale Ungerechtigkeit, das latente Gefühl, nicht dazuzugehören: „ Just ’cause I’m born here / Don’t mean I’m from here“ singt sie in dem Stück „Way Up“ mit süßem, zärtelndem Schmelz. Es gilt zu kämpfen, es gilt, an der Verbesserung der Erde zu arbeiten – aus der Musik jedoch von Jamila Woods spricht auf „Heavn“ nicht Aggression oder Verbitterung, vielmehr glüht hier der Optimismus. Bislang ist Woods vor allem durch Zusammenarbeiten mit dem ostentativ entspannt daherkommenden MC Chance the Rapper (der auch auf „Heavn“ zu Gast ist) sowie dessen Neben-Big-Band-Projekt Donnie Trumpet & the Social Experiment aufgefallen. Auch hier ist Hip-Hop ein Fundament, die Gangsta-Pose aber bleibt draußen. Vielmehr erfreut man sich hier an sonnendurchflutetem Soul, Oldschool-Disco- Exkursen und gut gelauntem R ’n’ B. Für Jamila Woods’ Solo-Platte nun haben verschiedene, noch nicht rasend berühmte Produzenten wie OddCouple, Saba oder Carter Lang ein ähnlich federleichtes Sounddesign entworfen: weich fließenden Soul, wohlig vibrieren die Orgeln, Jazz-Bläser, die Drums klappern, zischeln und rumpeln funky, wie mit dem besten Samthandschuh behandelt, dabei doch mit Nachdruck, zwingend für den Slow Dance auf dem in Pastelltönen ausgeleuchteten Revolutions-Dancefloor. Elektronische Produktions- und Beat-Lehre und analoger, an echten Instrumenten von Hand eingespielter Band-Sound überlagern einander. Dazu singt Jamila Woods, vielseitig, mühelos zwischen den Ausdrucksformen switchend, gleitend, vom Schlechten in der Welt und vom Glauben daran, dass das Gute möglich ist.

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