Donny McCaslin: Bowies letzter Saxofonist

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Angstlos: Donny McCaslin mit „Beyond Now“.

Den Rest seines Lebens werde Angstlosigkeit dominieren, beteuert Saxofonist Donny McCaslin auf dem Cover seines neues Albums „Beyond Now“. Inspiriert hat diese Haltung seine Zusammenarbeit mit David Bowie, an dessen finalem Album „Blackstar“ er prominent mitgewirkt hat. Davor hat der 50-jährige kalifornische Jazzer schon einiges angepackt: Er spielte Salsa ebenso wie Experimentelles (mit Lan Xang) und Kammermusik (mit dem Vibrafonisten Gary Burton), war Mitglied der Fusion-Band Steps Ahead und der Bigband Maria Schneiders. Mit seiner aktuellen Kombo, in der u. a. auch Schlagzeuger Mark Guiliana spielt, der mit Brad Mehldaus elektronischem Projekt „Taming The Dragon“ international reüssiert hat, heftet er sich ästhetisch an Bowies Fersen. Zunächst einmal mit zwei Coverversionen. „A Small Plot of Land“ ist hier von düster-elektronischer Anmutung und klingt kurioserweise weniger jazzig als Bowies Original vom „Outside“-Album, das von Mike Garsons wilden Improvisationen auf dem Grand Piano geprägt ist. Gastsänger Jeff Taylor intoniert makellos, aber ein wenig zu vorsichtig. Er verpasst die Chance, dem Stück wirklich neuen Drall zu verleihen. Bei „Warszawa“, einem Juwel von Bowies Meisterwerk „Low“, glückte indes das musikalische Update: McCaslin verlangsamt das ohnehin gemächliche Stück, um höchst elegant mit der wehmütigen Melodie zu flirten. Bei aller Freude über diese gut durchgelüftete Version dieses Klassikers – in ihren eigenen Kompositionen klingen McCaslin und Freunde ungleich schärfer. Etwa auf dem epischen „Bright Abyss“, bei dem sie munter in der Tradition Coltranes mit Spalt- und Mischklängen experimentieren. Der Spagat zwischen Traditionspflege und Aufbruch zu neuen Ufern glückt ihnen ziemlich gut.

„Beyond Now“ enthält auch zwei David-Bowie-Kompositionen..
„Beyond Now“ enthält auch zwei David-Bowie-Kompositionen..(c) Beigestellt

Neue Elektronik. Trotz raffinierter eigener Ideen war es den Musikern offenbar zusätzlich wichtig zu beweisen, dass sie auch in der aktuellen Elektronikszene daheim sind. Sie covern das dystopische „Remain“ von Mutemath sowie „Coelacanth 1“ von Deadmau5 in kühner State-of-the-art-Manier, also mit zusätzlichen Synthesizern. Deren schwebende Sounds erwiesen sich als ideal für die Entwicklung jener nachdenklichen Saxofonmelodien, für die Donny McCaslin berühmt ist. Wiewohl das meiste auf diesem in herbstlichem Moll schwelgenden Album von ruhiger Anmutung ist, gibt es mit „Faceplant“ einen rüden Ausreißer, der die Energie des Punk ins Spiel bringt. Der Opener „Shake Loose“ ist ebenfalls von robuster Statur, wirkt aber in seiner harmonischen Dunkelheit verführerischer. (Motema)

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