PJ Harvey: Das Land, das die Panzer pflügen

Harvey Land Panzer pfluegen
Harvey Land Panzer pfluegen(c) Universal
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Große Tragödin: PJHarvey, 1969 in einer südenglischen Hippiefamilie geboren, profilierte sich ab 1995 im düsteren Indie-Rock der Achtziger. Neues Album: "Let England Shake".

„The Glorious Land“. Liebe und Hass zur Heimat England, die Gräuel und das Grauen des Krieges (fokussiert in der Schlacht von Gallipoli im Ersten Weltkrieg): Das sind die zentralen Themen des neuen, fesselnden, meisterlichen Albums von PJHarvey. In diesem knappen Song führt sie die beiden Themen zusammen: Das ruhmreiche Land werde nicht von Pflugscharen, sondern von Panzern gepflügt, singt sie in einer einfachen, fast kindlichen Melodie, und seine Früchte seien verwaiste Kinder.

Dieses Mantra in biblischer Sprache formt sich über einen treibenden Rhythmus, der an den Free Jazz der Sechziger erinnert. Und tatsächlich ist da auch ein Horn! Aber ist kein stolzes Horn eines Jazzers, sondern ein elendes Militärhorn, das vor Erschöpfung die Tonalität verliert, nicht aus Freiheitsliebe. Eine apokalyptisch scheppernde Gitarre fängt es auf und verlässt das Feld nicht mehr. „Oh, America!“, jubelt Harvey im Refrain, „Oh, England!“, antwortet der Chor. Und da ist es wieder, das Horn...

Den Song der Woche küren allwöchentlich Thomas Kramar („Die Presse“) und Boris Jordan (Radio FM4). Zu hören ist er am Sonntag zwischen 13Uhr und 14.30Uhr auf FM4.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.02.2011)

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