Piotr Beczała in Salzburg: Strahlendes Finale mit Strauss

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Bei seinem Liederabend brauchte Piotr Beczała einige Zeit, bis er zu seiner erwarteten Form fand.

Zum Schluss schmetterte Piotr Beczała noch ein strahlendes „Habe Dank“ in das Haus für Mozart. Bei dieser „Zuneigung“ von Richard Strauss hatte er ohnedies das Publikum schon ganz auf seiner Seite. Denn im zweiten Teil seines Abends brachte er Lieder, die ideal zu seinem Timbre und seiner Ausdruckskraft passten: Dvořáks populäre „Zigeunermelodien“ und eine kleine Auswahl aus dem Vokalwerk von Rachmaninow. Wobei er diese Liedgruppen gegenüber dem ursprünglichen Programmablauf tauschte. Was sich angesichts der Zugaben – neben einem weiteren Strauss auch einschmeichelnde Italianità – als klug erwies. Nach der auftrumpfenden Gestik Rachmaninows wäre dies wohl ein zu großer Kontrast gewesen.

Begonnen hatte Beczała den zweiten Teil mit einer Rarität: sieben Lieder seines in unseren Breiten so gut wie unbekannten polnischen Landsmanns Mieczysław Karłowicz (1876–1909), charakterisiert durch avancierte Harmonik, folkloristische Anklänge und ausdrucksreichen Melos. Der bestens eingestimmte Tenor ließ denn auch dem aus diesen Vignetten strömenden Sentiment freien Lauf: musikalische Liebeslyrik vom Feinsten. Vor allem, wenn man sie mit einer solchen Stilsicherheit und Emphase interpretiert. Pianistisch wäre allerdings auch hier einiges mehr an raffinierter Phrasierung und differenzierter Artikulation möglich gewesen, als es die an der Staatsoper engagierte und am Konservatorium lehrende Kristin Okerlund vorzeigte.

Bei Schumann fehlte das klare Konzept

Wäre der erste Teil des Abends mit einer sensibleren, auch technisch brillanteren Pianistin anders verlaufen? Oder fehlte es an der Zeit, um Schumanns „Dichterliebe“ im Detail zu erarbeiten, um nicht nur auf einzelne Stimmungen zu setzen, sondern die Musik aus dem Wortgehalt zu entwickeln und daraus zu den entsprechenden Betonungen zu kommen? Dass Beczała zudem mit Anfangsnervosität zu kämpfen hatte, machte das Unterfangen nicht einfacher. Vor allem – und dies war das eigentliche Problem dieser auch sprachlich nicht ideal gelungenen Darstellung – fehlte es an einem klaren Konzept, um die einzelnen Lieder zu einem stimmigen Bogen zu verschmelzen. Schließlich ist dieser Zyklus thematisch und musikalisch eng verwoben und nicht nur eine Aneinanderreihung von – im Detail durchaus unterschiedlich gefärbten – Stücken, wie es an diesem Abend vielfach den Anschein hatte. (dob)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.08.2014)

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