Es ist noch gar nicht so lang her, da war der Song Contest das Lieblingsereignis der Scherzbolde, von Stermann und Grissemann abwärts. Es war cool, ihn zu verspotten, und das war nicht ganz unberechtigt: Denn dort wurde eine Pop-Fauna gehegt, die in den existierenden Biotopen – Hitparade, Alternative – nicht hätte überleben können. (Mit wenigen Ausnahmen, etwa der grauenhaften Céline Dion.) Dann kam die Zeit der Ironie, des „Camp“: Es wurde en vogue, den Song Contest mit Augenzwinkern zu verfolgen, egal, ob in exaltierten Junggesellenkränzchen oder entgleisten Existenzialistenpartys in Tequilalaune. Wirklich schlimm waren die Teilnehmer, die sich im vorauseilenden Gehorsam selbstironisch gaben, etwa Stefan Raab mit „Wadde hadde dudde da“. Unsere Trackshittaz waren ein Nachtrag zu dieser Epoche. Inzwischen ist erfreulicherweise die Ironie versiegt, und die Song-Contest-Beiträge sind nicht peinlicher oder schlechter als der Hitparadenpop, nur oft mutiger, verrückter, modisch exaltierter. Was natürlich auch daran liegt, dass die Charts fad wie selten zuvor sind. Thomas Kramar
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