"Me too": Deutsche Familienministerin wirft ARD und ZDF "Schweigekartell" vor

APA/AFP/TOBIAS SCHWARZ
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Katarina Barley fordert nach den Vorwürfen sexuellen Missbrauchs gegen Regisseur Dieter Wedel eine Debatte über Sexismus und Gewalt.

Mit den Vorwürfen der sexuellen Belästigung und des Missbrauchs gegen den bekannten deutschen Regisseur Dieter Wedel hat die "Me too"-Debatte Deutschland erreicht - und sogar Einzug in die politische Diskussion erhalten. Die geschäftsführende Familienministerin Katarina Barley hat den deutschen Fernsehsendern ARD und ZDF ein "Schweigekartell" vorgeworfen. Es sei seltsam, dass so wenige der vielen Weggefährten des Regisseurs, der unter anderem mit Filmen wie "Der Schattenmann" und "Der König von St. Pauli" Erfolg hatte, nicht zu den Vorwürfen Stellung beziehen.

"Ich erwarte hier gerade von den beteiligten öffentlich-rechtlichen Institutionen rückhaltlose Aufklärung“, sagte die Politikerin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Natürlich gelte die Unschuldsvermutung. Aber: "Wenn sich die Anschuldigungen bestätigen, dann ist das ein Skandal, von dem sehr viele Menschen gewusst haben müssen. Ich hoffe sehr, dass jetzt viele Frauen den Mut finden, ihr Schweigen zu brechen." Die Debatte über Sexismus und Gewalt müsse unabhängig von dem prominenten Fall geführt werden.

Mehrere Frauen werfen Wedel vor, sie während der Arbeit sexuell belästigt und sogar vergewaltigt zu haben. Der 75-Jährige wies die Vorwürfe zurück und gab bekannt, sich dazu nicht mehr öffentlich äußern zu wollen.

Saarländischer Rundfunk richtet Taskforce ein

Der Saarländische Rundfunk untersucht die Vorwürfe in einer "Taskforce". Interne Recherchen beförderten Beweise - unter anderem einen Arztbericht - zutage, sagte der Intendant Thomas Kleist am Wochenende. Dabei geht es unter anderem um die Produktion der Serie „Bretter, die die Welt bedeuten“ im Jahr 1980. "Wir müssen viele Mosaiksteine zusammensetzen. Das Ganze liegt fast vierzig Jahre zurück", sagte der Senderchef.

Die damals für die SR-Serie engagierte Schauspielerin Esther Gemsch hatte in der Wochenzeitung "Die Zeit" einen mutmaßlichen Vergewaltigungsversuch geschildert, bei dem Wedel sie 1980 gewürgt haben soll. Sie habe Verletzungen erlitten, weshalb sie die Rolle nicht habe weiterspielen können. Ihre Vorwürfe waren auch in einem internen SR-Bericht festgehalten worden.

>>> Bericht des "Redaktionsnetzwerk Deutschland".

(red.)

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