Der weltbeste Koch in der Hofburg

Schön gedeckter Tisch
Schön gedeckter Tisch(c) Erwin Wodicka - BilderBox.com (Erwin Wodicka - BilderBox.com)
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Joan Roca vom El Celler de Can Roca, kürzlich zum weltbesten Restaurant gekürt, war Jubiläumsstargast. Die Publikums-Trophée ging an Simon Xie Hong.

„Alle pflegen wir derzeit den Fetisch der Regionsbezogenheit“, formulierte Christian Grünwald, Chefredakteur des „A la Carte“, das Gastronomiedogma der möglichst kleinen Entfernungen. Gleichzeitig würden Gäste weltweit zu jenen Adressen pilgern, die diesen Fetisch pflegen, etwa jenen in Skandinavien. Oder in Spanien.

Von dort stammt der Stargast der diesjährigen Jubiläums-Trophée-Gourmet – man feierte in der Hofburg mit windschiefen Rosen-Kabelbinder-Ziffern das 25-Jahr-Jubiläum: Joan Roca, einer der drei Brüder vom El Celler de Can Roca in Girona, das vor einigen Wochen zum weltbesten Restaurant gekürt wurde. Grünwald bewies einen guten Instinkt – er hatte Roca schon im Jänner für seine Veranstaltung rekrutieren können – und durfte die Internationale Ehren-Trophée einer frischgebackenen Nummer eins überreichen.

Wie jedes Jahr waren je drei Gastronomen, Winzer und Lebensmittelproduzenten in unterschiedlichen Kategorien nominiert, die Awards wurden von Prominenten übergeben. Slow-Food-Vorkämpferin Barbara van Melle kündigte etwa Heinz Reitbauer senior (er durfte die Trophée für die beste österreichische Küche dem lederbehosten Erwin Werlberger vom Winterstellgut aushändigen) als Visionär in Sachen Regionalität an: Reitbauer habe die enge Vernetzung mit den Produzenten für sein Steirereck immer schon betrieben.

Um den Publikumspreis zu überreichen, kam Trophée-Miterfinder Ossi Schellmann auf die Bühne: „Meine Frau hat es nicht geschätzt, dass ich die Urlaube immer um die Trophée Gourmet herum gebaut habe.“ Sie sei es gewesen, die den Namen der Veranstaltung und des Preises erfunden habe – „ich hab zwar immer so getan, als hätte ich, aber es war sie“.

Die Leserschaft des „A la Carte“ hat entschieden, dass die Publikums-Trophée heuer an Simon Xie Hong gehen sollte, der mit seinem neuen Lokal On Market nicht nur mittels ausgedehnter Öffnungszeiten für neuen Großstadtflair in Wien sorgen will. Simon Xie Hong habe, erzählte Barbara van Melle den rund 650 Gästen, mit zwölf Jahren mit dem Kochen angefangen, „weil die elterliche Versorgung so unbefriedigend war“.

Josef Zotter kämpfte sich von ganz hinten im Saal zur Bühne vor, um die Trophée in der Kategorie Gourmandisen zu verleihen. „Es müssen alle drei Nominierten werden, das geht gar nicht anders.“ Bäcker Gragger wurde es. Alexander Fankhauser bekam den Preis für kreative Küche, Dots-Chef Martin Ho jenen für Szenegastronomie und Nikolaus Moser den für Wein. Joan Roca war übrigens bei der After-Show-Party im Badeschiff, wo Christian Petz nächtens Hirschbeuschl und grünes Pferdecurry auftischte, längst auf Gin Tonic umgestiegen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.05.2013)

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