Mamsell

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Eine Köchin, die gern experimentiert – etwa mit Brotballons –, aber auch Wurst machen kann, sowie zwei Tische gibt es im Mamsell in der Gumpendorfer Straße.

Kann man ein Lokal, das lediglich zwei Tische hat, eigentlich empfehlen? Kriegt man da überhaupt einen Platz, und was, wenn man eher jener Typ Mensch ist, der nicht gleich supernett mit Wildfremden plaudern will? Das kleine Mamsell in der Gumpendorfer Straße 33 also lieber meiden? Lieber nicht. Irgendwie ist man ja doch neugierig, was die deutsche Köchin Nora Kreimeyer, die zuvor in Berlin, Hamburg und Wien Neubau (Gaumenspiel) Station gemacht hat, in dieser winzigen Küche macht. Auch oder gerade, weil all jene kulinarischen Projekte, die zuvor hier stattgefunden haben, dank Wir-kochen-nur-was-wir-selbst-geerntet-haben-Aktionen oder Slow-Food-Köchen beim entsprechenden Publikum – sagen wir– beliebt waren. Also ab ins kleine Lokal, das zur Apotheke vis-à-vis gehört, und zwar zwischen Mittwoch und Freitag (von zwölf bis 22 Uhr). Anrufen kann man Frau Kreimeyer schon, reservieren aber nicht (0650/970 03 50).

Gekocht wird, was sie gerade will und hat. Die abendliche Brettljause deluxe (14,50 Euro) dürfte aber eine Art Fixstarter sein, die Bratwurst (zehn Euro) wird selbst gemacht. Wie? „Mit Liebe“, sagt die sympathische Köchin und Wirtin, die offensichtlich Spaß an ihrem Handwerk hat. Die Rote-Rüben-Suppe mit geräucherter Reinanke (fünf Euro) wird mit Ricotta, Kren und Kürbiskernen verfeinert und in Omas – ja, ohne die geht heute leider gar nichts mehr – Teller serviert. Geschmacklich ist sie eine Sensation und erinnert daran, wie gut Essen sein kann, vor allem dann, wenn es wirklich nach seinen Zutaten schmeckt. Der Tomatensalat im Brotballon (7,50 Euro) ist eine kleine Ode an das Experiment und den Spaß beim Essen. Der Ballon aus dünnem Brotteig muss ähnlich wie bei einem weichen Ei aufgeschlagen werden, kann – nein, soll – aber verspeist werden. Drinnen versteckt sich ein einfacher, aber guter Tomaten-Ziegenkäse-Salat, die Tomaten stammen aus einem sozialen Garten, der vom WUK betrieben wird, den Ziegenkäse hat eine Freundin auf einer Alm gemacht. Wie man so einen Ballon macht? „Mit Geduld.“ Als Dessert gibt es flüssigen Schokokuchen und Streuselkuchen nach Omas Rezept. Sicher auch gut, aber bitte nicht schon wieder. Das lassen wir lieber und kosten noch ein Bier vom Marchfelder Storchenbräu. Hat sich ausgezahlt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.08.2013)

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