Jung & wild kochen? Unkompliziert essen!

Gut essen und schlecht sitzen im Wolf-Beisl.

Wenn es um das Abendessen geht, bin ich ein Kleinstädter. Sie kennen das sicher: Am späten Nachmittag rufen Sie in diesem kleinen allseits empfohlenen Restaurant an und wollen einen kleinen Tisch reservieren. Kein Chance. Das ärgert mich. Nein, der Einwand, dass in Paris, London und Co so manches Lokal bereits Wochen zuvor ausgebucht ist, hilft da nichts. Auch nicht der Verweis auf die Wiener Edel-Gastronomie. (Achtung: Das Restaurant Meinl am Graben hat am Samstagabend keinen Tisch mehr! Frechheit!).

Ähnliches erlebte ich beim Wolf in der Wiener Burggasse schon mehrere Male. Der Korb wurde mir entweder telefonisch oder bei meiner persönlichen Vorsprache überreicht.

Ein solche Verknappung des Angebots erhöht aber nicht nur meinen Adrenalinspiegel, sondern auch meine Nachfrage. Und dann nach dem 100. Versuch, endlich ein Erfolg: Ein Tisch ist frei. Als freiberuflicher Beisl-Kritiker könnte ich an dieser Stelle einen kleinen Rachefeldzug für die kleinen Demütigungen starten und Ihnen wüsteste Wolf-Erlebnisse schildern. Aber ehrlich gesagt: Abgesehen von der mehr als einfachen Einrichtung ist die Küche wirklich gut.

Kurz noch Lästern: Warum ziert ein Teppichboden Teile der Wände? Warum wurden jene Sessel angeschafft, die schon in der Schule unbequem waren?

Egal. Auf der Karte findet sich Unauffälliges, wie mit Lachs gefüllte Tortellini, und der geheimnisvolle Hinweis auf ein Drei-Gänge-Menü von Jürgen Wolf, der bereits in Klassiker-Wirtshäusern wie dem Horvath oder Wild kochte. Das wird bestellt und versöhnt mit jeder Abfuhr. Als Vorspeisen gibt es ein winziges Steak vom Rind auf Salat und ein knuspriges Filet vom Saibling auf Nudeln mit leicht erhitzten Gurken. Großartig. Als Hauptspeise folgt ein gut behandeltes Kalbsbries mit einer etwas dicken Rotwein-Zwiebel-Sauce. Fast perfekt.

Und beim nächsten Mal rufe ich dann ganz einfach früher an.

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