By Chi

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Schlichtes Ambiente, Decken ohne Heizschwammerln und brave Reisnudeln, Pangasius und Co. gibt es im kleinen By Chi nahe dem Karmelitermarkt.

Was in den 1980ern die China-Restaurants waren, sind heute offenbar die Vietnamesen. Die kleinen Suppenstationen schießen derzeit wie die sprichwörtlichen Schwammerln aus dem Boden. Wo man auch hinschaut, statt dicker, goldener Buddha-Figuren zwischen dunklen Holzverkleidungen und Aquarien gibt es heute minimalistische Stehtische mit runden Edelstahlbehältern, in denen Holzstäbchen verstaut werden.

Wir haben die Qual der Wahl und entscheiden uns für das By Chi, das vor rund einem Jahr vom Naschmarkt in die Hollandstraße15, gleich ums Eck vom Karmelitermarkt, gezogen ist. Das kleine Lokal ist so unscheinbar und schlicht, wie die 1980er-Jahre-Chinesen kitschig waren. Gut besucht ist es nicht gerade. Warum auf jeder Sessellehne eine Decke hängt, bleibt ein Rätsel. Die Heizung funktioniert, und wir befinden uns nicht im Open-Air-Raucherbereich, den gibt es hier nicht.

Die Speisekarte verspricht, dass alle Speisen frisch zubereitet werden. Immerhin. Die Haussuppe mit Reisnudeln und Gemüse (4,50 Euro) ist ein zwar unaufgeregter, aber guter Start. Die Reisnudeln erinnern ein bisschen an Omas Bandnudeln, zumindest optisch. Das Gemüse ist knackig, und mit Kräutern wurde nicht gespart. Die vietnamesischen Frühlingsrollen (4,60 Euro) würden aber besser gehen. Eh alles in Ordnung, aber die Würze fehlt. Die obligatorische Suppe Pho lassen wir heute aus. Stattdessen lieber Bun ca nuong, Reisnudeln mit gegrilltem Fisch, Thai-Kräutern und Nuac-mam-Sauce (10,60 Euro).

Auf die Frage, was denn das für ein Fisch sei, bekommen wir von Frau Chi nicht nur die Antwort „Pangasius, leider“, sondern auch einen Vortrag über die bösen Medien, die den Fisch schlechtmachen. Man solle aber bitte nicht so streng sein, der Fisch gehöre nun einmal zu Vietnam dazu. Außerdem sei in ihrer Heimat kein Pangasiusfilet mehr zu bekommen, weil alles exportiert werde. Wir wagen es trotzdem.

Nicht schlecht, aber entweder traut man dem europäischen Gaumen nicht allzu viel zu, oder Frau Chi sind die Gewürze ausgegangen. Sonst: Trumer vom Fass und eine kleine, feine Weinkarte (Zahel und Co.). Fazit: Ein netter Vietnamese ums Eck, aber leider nicht viel mehr.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.01.2014)

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