Das Ei aus dem Boden

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Die meisten heimischen Eier stammen aus Bodenhaltung – und von einem Züchter.

Österreich steht in Sachen Tierschutz und Qualität bei Eiern international recht gut da – zumindest was Frischeier betrifft. Denn in diesem Bereich ist Käfighaltung weitgehend passé und der Konsument kann anhand einer einfachen Nummerierung erkennen, ob es sich um ein Ei aus Bio-, Freiland- oder Bodenhaltung handelt. Bei verarbeiteten Produkten ist das schon weitaus schwieriger. In Kuchen oder Nudeln können nämlich nach wie vor Eier aus Käfighaltung verarbeitet sein.

Denn dass Käfighaltung auch hierzulande verboten ist, stimmt nicht ganz. „Die alte Käfighaltung mit 550 Quadratzentimeter pro Huhn ist bei uns seit 2009 und in der EU seit 2012 verboten“, erklärt Michael Wurzer von der Zentrale Arbeitsgemeinschaft der Österreichischen Geflügelwirtschaft (ZAG). Erlaubt sind in der EU hingegen sogenannte ausgestaltete Käfige, die größer sind und den Hühnern Sitzstangen, Scharrbereiche und Legenester bieten. In Ungarn etwa stammen rund 70 Prozent der Eier aus einer solchen Haltung. In Österreich ist es erlaubt, diese Eier zu verkaufen – auch wenn der Handel zumindest bei Frischeiern meist darauf verzichtet. Auf manchen Märkten findet man aber immer noch Eier aus Käfighaltung.

Käfighaltung in Österreich.
Und es gibt auch noch österreichische Betriebe, die mit Käfighaltung arbeiten – genau genommen zwölf. „Seit Ende 2004 ist es nicht mehr erlaubt, solche Stallungen zu bauen. Die, die davor gebaut wurden, dürfen noch bis 2019 produzieren. Viele hören aber schon früher auf, weil sie die Eier nicht verkaufen können“, sagt Wurzer.

Für die Konsumenten sind die Eier anhand der Zahlenkombination, die auf jedes Ei gedruckt wird, erkennbar. Die erste Ziffer gibt Auskunft über die Haltung: 0 steht für Bio, 1 für Freiland, 2 für Boden und 3 für Käfig. Das A bestätigt, dass das Ei aus Österreich stammt. Der Betrieb wird mit einer Kennzahl angegeben, die auf www.eierdatenbank.at überprüft werden kann.

Seit die Käfigeier verboten wurden, ist das nächstbilligere Produkt – das Ei aus Bodenhaltung – enorm gefragt. Pro Jahr werden in Österreich rund 1,5 Milliarden Eier (von sechs Millionen Hennen) gegessen (Quelle: RollAMA). Rund vier Prozent davon, also knapp 70 Millionen, werden übrigens zu Ostern konsumiert. 2013 stammten knapp 68 Prozent der Eier aus Bodenhaltung, 22 Prozent aus konventioneller Freilandhaltung und zehn Prozent aus Biohaltung. Zum Vergleich: 2003 sah die Verteilung noch anders aus, und zwar 45 Prozent Käfig-, 23 Prozent Boden-, 27 Prozent Freiland- und fünf Prozent Biohaltung.

Der Grad der Selbstversorgung liegt in Österreich bei 82 Prozent. „Der größte Teil der restlichen 18 Prozent stammt aus Käfighaltung und wird meist zu Produkten verarbeitet“, sagt Wurzer, der die mangelnde Kontrolle bei verarbeiteten Produkten, Trocken- und Flüssigeiern sowie in der Gastronomie und Hotellerie kritisiert. Die ZAG fordert daher gemeinsam mit dem Ökosozialen Forum und Vier Pfoten eine lückenlose Kennzeichnung bei verarbeiteten Eiern. „Das ist schon eine tolle überparteiliche Plattform. Vor ein paar Jahren war es noch schwierig, mit einer Tierschutzorganisation so etwas gemeinsam zu machen. Das ist jetzt möglich, weil die Standards bei der Legehennen-Haltung so hoch sind“, sagt er.


Trend zum Zweinutzungshuhn. Vor drei Jahren sind die heimischen Hühnerzüchter auf gentechnikfreies Futter umgestiegen, kurz danach wurde Soja aus Übersee vom europäischen Donausoja abgelöst. Wurzer schätzt, dass bis zu 90 Prozent der Legehennen damit gefüttert werden.

Bleibt noch das Problem, das wir mit den männlichen Küken der Legehennen haben. Denn die werden meist getötet und an Greifvögelstationen oder Reptilienzüchter weitergegeben. Als Masthuhn kommen die Nachfahren der Legehennen für die Industrie nicht infrage, das Fleisch schmeckt anders und die Tiere wurden so gezüchtet, dass sie weniger ansetzen. Der deutsche Züchter Lohmann – einer der wenigen weltweit Großen – arbeitet allerdings schon an einem Zweinutzungshuhn, bei dem die Weibchen als Legehenne und die Männchen als Masthuhn genutzt werden können. Bei rund 98 Prozent der heimischen Legehühner handelt es sich übrigens um die Lohmann-Braun-Hühner, die rund 260 (braune) Eier im Jahr legen. Eine Spezialrasse, wie etwa das Sulmtaler Huhn, legt um rund 100 Eier weniger.

Und an noch einer neuen Entwicklung arbeitet die Eierindustrie: an der Früherkennung des Geschlechts im Brutei, damit es erst gar nicht zu männlichen Küken kommt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.04.2014)

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