Woher die Nüsse kommen

(c) FABRY Clemens
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Die Zahl der heimischen Nussbäume wächst – wenn auch auf niedrigem Niveau.

So richtig ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken Nüsse eigentlich erst in der kalten Jahreszeit, dann nämlich, wenn fleißig gebacken wird. Schade eigentlich. Denn vieles kann jetzt schon daraus produziert werden. Nusslikör zum Beispiel, oder schwarze eingelegte Nüsse (siehe oben). Dazu braucht es allerdings die grünen, noch unreifen Walnüsse, die – je nach Lage – derzeit gerade richtig sind. Wer da keinen eigenen Nussbaum im Garten stehen oder eine Bezugsquelle im Freundes- oder Bekanntenkreis hat, tut sich hier allerdings schwer.

Denn nicht nur, dass Nüsse, vor allem jene, die im Supermarkt verkauft werden, meist aus dem Ausland stammen. Die Zahl der Nussbäume steigt hierzulande kaum. „Eine Zeit lang wurden viele Nussbäume umgeschnitten, weil sie viel Arbeit machen und weil Nüsse zu knacken eher eine Arbeit für ältere Menschen ist. Diese Generation ist aber körperlich schon schlecht beieinander, und die jüngere Generation macht das nicht mehr“, sagt Cornelia Eckhardt, Obfrau vom Verein Genussregion Mittelburgenländische Kaesten und Nuss. Früher hingegen war es üblich, die hofeigenen Nüsse zu knacken, auszulösen und entweder zu verarbeiten oder zumindest einzufrieren. „Das war eine wichtige Energiequelle im Winter“, sagt Eckhardt.

Nussbörse. Wobei sie auch eine gute Nachricht hat: „Die Generation, die nachkommt, hat in den letzten Jahren zumindest mit dem Umschneiden aufgehört.“ „Mitschuldig“ daran ist ein Projekt des Vereins, die Nussbörse, die es seit rund fünf Jahren gibt. Dabei kauft der Verein ausgelöste Nüsse aus dem Mittelburgenland von Privatpersonen und verkauft diese an Produzenten, Gastronomen oder hin und wieder auch Privatpersonen weiter. „In den letzten zwei Jahren war die Ernte ziemlich gut, wir haben an die zwei Tonnen ausgelöste Nüsse pro Jahr zugekauft“, so Eckhardt. Die Produktionsbetriebe verarbeiten sie zu Mehlspeisen, Pestos, Marmeladen oder Honig. Der Großteil aber wird an eine große Ölmühle in der Steiermark verkauft. Die „Trendwende“, also das Ende des Abholzens der Nussbäume, hat sie vor etwa fünf bis sechs Jahren ausgemacht.

Laut Rudolf Dorner, Geschäftsführer des Burgenländischen Obstbauverbandes, werden aktuell im Burgenland 79 Hektar mit Walnüssen bewirtschafttet. Die Zahl vor zehn Jahren schätzt er auf 16 bis 18 Hektar. Dass Österreich schon bald großteils mit heimischen Nüssen versorgt wird, dürfte aber nicht so schnell der Fall sein. Die Statistik Austria beziffert die aktuelle österreichweite Produktion bei Walnüssen mit 4663 Tonnen pro Jahr (Versorgungsbilanz 2012/2013). Zum Vergleich: Importiert werden 45.906 Tonnen Walnüsse pro Jahr. Der Pro-Kopf-Verbrauch liegt übrigens bei 4,3 Kilogramm.

Chilenische Walnüsse. Der Großteil der Nüsse stammt also aus dem Ausland. Bei den Walnüssen sind die wichtigsten Herkunftsländer Chile, die USA, die Republik Moldau, Rumänien, Deutschland und Ungarn. Der Großteil der Haselnüsse kommt aus der Türkei, Italien und Deutschland. „Bei den Mandeln liegen die USA, Spanien, Deutschland und Italien bei den Importländern ganz vorn“, sagt Josef Domschitz vom Fachverband Lebensmittelindustrie der Wirtschaftskammer Österreich. Er sieht das recht pragmatisch: „Die Qualität und der Preis entscheiden in der Kombination. Und es muss die Menge passen. In der Türkei gibt es zum Beispiel die passenden klimatischen Voraussetzungen dafür, da können wir nicht mithalten.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.06.2014)

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