Kleinod: Ausgehen für Erwachsene

Oliver Horvath, Phillip Scheiber, Alexander Batik und David Schober.
Oliver Horvath, Phillip Scheiber, Alexander Batik und David Schober.(c) kleinod.wien
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Vier Gastronomen haben nahe dem Stephansdom eine kleine Bar eröffnet, die dezidiert keine „nächste Gralsburg der Mixologie“ sein soll.

Zugegeben, man wird selten einen Barkeeper finden, der nicht den Gast und dessen Zufriedenheit zum wesentlichen Bestandteil seiner Arbeit erklärt. Bei den vier Herren, die kürzlich in der Wiener Innenstadt die Bar Kleinod eröffnet haben, dürfte dieser aber noch eine Stufe weiter oben stehen. Denn auch wenn Cocktails und Bars derzeit eine Hochblüte in Wien erleben, nehmen sich diese Bartender – inklusive eigens kreierter Signature Drinks – gern zurück und müssen nicht andauernd zeigen, was sie können.

„Wir wollen nicht die nächste Gralsburg der Mixologie sein. Wir sind eine Bar für Menschen, die am Abend unterwegs sind“, sagt Oliver Horvath. Sein Kollege David Schober nennt es „Ausgehen für Erwachsene.“ Gemeinsam mit Alexander Batik und Phillip Scheiber betreiben sie die kleine Bar in der Singerstraße. Die vier Herren sind alle Anfang bis Mitte 30. Und alle vier haben bereits ein paar Jahre Erfahrung in der Gastronomie beziehungsweise Barszene gesammelt. „Im Schnitt jeder 15 Jahre“, sagt Schober. Er selbst hat 2009 das (mittlerweile geschlossene) Hungerberg in Döbling (mit-)gegründet. Zwei Jahre später folgt das Chaya Fuera im siebten Bezirk, wo er auch Oliver Horvath kennengelernt hat. „2014 sind wir dort beide ausgestiegen. Dann wollte ich einmal lang Urlaub machen, weil ich eigentlich sieben Jahre durchgearbeitet hab'. Aber nach zehn Tagen war mir langweilig“, sagt Schober. Also habe er seine „Jungs zusammengetrommelt“ und sich mit ihnen darauf geeinigt, gemeinsam eine Bar zu eröffnen. Die beiden anderen haben zuvor übrigens unter anderem in der Loos Bar oder im Joma gearbeitet.

Süße Drinks für „die Mädls“

Auf die Innenstadtlage habe man sich schnell geeinigt. Fündig wurde man an der Adresse Singerstraße 7. In dem 850 Jahre alten Gebäude hat sich in den 1980er-Jahren einst die damals legendäre Bar Galerie befunden. „Was super ist, weil auch viele Stammgäste von damals kommen.“ Dazwischen war hier ein Café untergebracht.
Vier Monate lang haben die vier Herren das nur 49 Quadratmeter große Lokal (in dem geraucht werden darf) gemeinsam mit dem Designer Benjamin Toth umgebaut. „Wir wollten eine Bar, die so aussieht, als wäre sie schon hundert Jahre da“, sagt Schober. Mit Deckengewölbe, Kristalllustern, dunklem Holz, Chesterfield-Bänken, Marmortischen und einem Zigarettenautomaten aus den 1970er-Jahren, der noch mit Schilling-Münzen funktioniert, ist das recht gut gelungen.

Auf der Karte stehen vor allem süße und fruchtige Drinks. „Es soll in erster Linie den Mädels schmecken, dann ist die Stimmung besser“, sagt Schober, um kurz daraufhin zu verraten, dass er selbst besonders gern ebensolche Drinks trinke. „Wir sind gegen diesen Hart- und Bitter-Trend“, meint sein Kollege Horvath.

Auch sonst hat man wenig auf aktuelle Bar-Trends reagiert – etwa den derzeit kursierenden Tequila- und Mezcal-Trend. „Das funktioniert bei uns nicht, weil zu viele Menschen zu schlechte Erfahrungen mit Tequila gemacht haben“, sagt Horvath. Am Dauerbrenner Gin (Tonic) komme man aber nicht vorbei. So habe man etwa diverse Gin Tea Tonics und einen Gin Basil Smash auf der Karte.

„Wir haben alle Klassiker bis in ihre Einzelteile zerlegt, überarbeitet und wieder neu zusammengesetzt. Sie schmecken also ein bisschen anders. Nur beim Negroni, da haben wir lang diskutiert und uns darauf geeinigt, dass er nicht verändert werden darf“, sagt Schober. Dazu gibt es Bagels, Gänseleber und heimischen Kaviar – immerhin befindet sich die Bar im Ersten.

Wiener Barszene wächst

Das Kleinod gehört somit zu einer Reihe weiterer Neueröffnung, die in den letzten ein, zwei Jahren die Wiener Barszene geprägt haben. Der Botanical Garden im Neunten, die Miranda Bar in Mariahilf und das Robertos in der Innenstadt sind nur einige Beispiele. Als Konkurrenz sieht man diese im Kleinod allerdings nicht. Horvath dazu: „Das sind Freunde, die beleben das Geschäft, wir helfen uns auch gern aus. Die Konkurrenz ist der Heurige im 19. Bezirk.“

Auf einen Blick

Kleinod heißt die neue, kleine Bar in der Wiener Innenstadt, die vor wenigen Wochen von vier Gastronomen eröffnet wurde. Hinter dem Lokal stehen David Schober, Oliver Horvath, Alexander Batik und Phillip Scheiber, die zuvor u. a. im Hungerberg, Chaya Fuera, Joma oder der Loos Bar tätig waren. Die nur 49 Quadratmeter große Bar wird als Raucherlokal geführt und hat Montag bis Samstag ab 16 Uhr geöffnet (Singerstraße 7). www.kleinod.wien

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.11.2015)

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