Bier nach der Champagnermethode

Bier brauen
Bier brauen(c) Clemens Fabry
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In Italien werden Weinbiere doppelt vergoren, auch fassgereifte Biere werden mehr.

Sie kommen meist in eleganten Champagnerflaschen daher. Das Etikett erinnert viel mehr an Wein als an Bier, und zur Krönung sitzt dort, wo man einen Kronkorken vermuten mag, ein pilzförmiger Champagnerkorken inklusive Drahtbügel. Preislich liegen sie irgendwo zwischen Bier und Champagner. Und so schmecken sie auch.

Im Zuge der Craft-Bier-Bewegung wird die Vielfalt bei Bieren immer größer. Dies beinhaltet nun eben auch fassgereifte Biere oder aber Weinbiere, die nach der Champagnermethode zusätzlich vergoren werden. „In Österreich ist das noch ganz neu, aber international ist es schon fast alltäglich“, sagt dazu Markus Betz, Leiter des Bierfachgeschäftes Beerlovers. In Belgien und Frankreich tue sich diesbezüglich einiges, Italien sei aber eindeutig Vorreiter. So hat etwa die Brauerei Birra del Borgo mit ihrem Equilibrista ein belgisches Bier mit einem 39-prozentigen Sangiovese-Anteil gebraut, das zuerst mit Weinhefen fermentiert und anschließend mit Champagnerhefen vergoren wurde. Die Brauerei Amarcord hat mit ihrer Riserva Speciale ein Strong Ale mit Schlehen und Weichseln gebraut, das ebenfalls mit Champagnerhefe vergoren wurde. „Die Italiener sind bei Weinbieren Pioniere. Die Perlage ist ähnlich wie jene beim Champagner, die Trauben sind auch eine wichtige farbgebende Komponente. Das erinnert teilweise an einen Rosé-Champagner. So etwas trinkt man auch nicht aus Biergläsern, sondern aus Champagnerschalen“, sagt Betz.

Bier im Whiskyfass

Eine Spur weniger exotisch sind da in Holzfässern gereifte Biere. Denn das Holzfass hat in der Bierproduktion zwar schon lange ausgedient, jetzt werden aber gebrauchte Fässer, in denen zuvor Whisky, Tequila, Brände, schwere Rotweine oder Süßweine gelagert wurden, von Brauern wiederentdeckt. Da die Biere darin mehrere Wochen bis Monate lagern, handelt es sich meist um Starkbiere, immerhin konserviert Alkohol auch.

Die Brauerei Stiegl hat etwa mit seinem Jahrgangsbier 2016, dem Sonnenkönig, ein englisches Porter in Eichenfässer reifen lassen, in denen zuvor der Schnapsbrenner Alois Gölles seinen Edelbrand „Alte Zwetschke“ acht Jahre lang lagerte. Auch Trumer, Hirter oder die kleine Brauerei Bierol haben Spezialbiere schon in diversen Fässern, vom Spätburgunder bis zu Whisky, reifen lassen. Geht es nach Markus Betz, werden die starken, weinähnlichen Fassbiere durchaus mehr. „Aber das ist eine Sache für Freaks. In der Masse werden sich leichte, trinkbare Biere durchsetzen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.12.2016)

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