Die Testerinnen: Das Campus

Die Testerinnen: Das Campus
Die Testerinnen: Das Campus(c) Andreas Hofer / www.andreas-hofer
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Ladies who lunch. Wie in einer Studenten-Sitcom. Fix.

(c) Andreas Hofer / www.andreas-hofer
(c) Andreas Hofer / www.andreas-hofer(c) Andreas Hofer www.andreas-hofer

Das ist mir noch nie passiert: Wir bestellen Suppe, Salat, zwei Hauptspeisen. Und der Kellner fragt freundlich, ob uns das nicht zu viel sei – die Erbsensuppe sei eine ordentliche Portion, der Salat auch, „schauen Sie einmal auf den Preis!“ (8,20 Euro). Im neuen „Campus“ auf dem neuen WU-Campus (der Lokalname ist bedingt originell) scheint man auf die Stipendien der Kundschaft zu achten. Wie man hier überhaupt derart auf seine Zielgruppe achtet, dass die Info, hinter dem Konzept des Lokals stecken Werbeleute, einen in all seinen Vorurteilen bestätigt. Allein die Speisekarte! Nudeln heißen hier „Vom Fleckerl weg gut“. Spareribs „Spar Ripperln – nicht vom Spar, aber trotzdem der Hammer“. Kann sein, haben wir nicht probiert, dafür den „Best Burger in Town (Fix!)“. Aber so „fix“ ist das nicht, weil zu trocken gebraten. Dafür trägt der getoastete „Bun“ ein Brandzeichen – „C“. Branding total. Vom Außenauftritt (der „Schaufenster“-Fotograf wurde weggeschickt, man darf nur PR-Fotos verwenden) bis zur Inneneinrichtung in rostbraun gehaltenem Vintage-Industrial-Chic. „Ein Lokal, das so auch in New York, San Francisco, Kapstadt oder Singapur stehen könnte – weltoffen, leger und extrem gemütlich.“ Stimmt. Könnte überall stehen. Ob das ein Kompliment ist? Vor allem ist es ziemlich dunkel hier, was spätestens, wenn man sein buntes Flavor-Flascherl ins Bier kippt, dem studentischen Sitcom-Feeling keinen Abbruch tun wird. Aber zurück zum Essen – es kocht der aus dem Coté Sud bekannte Julien Vezilier – und dem besorgten Kellner. Die Erbsensuppe (3,60) war fein und nicht zu fett (dafür der „getoastete Brot-Speck-Ur-Gut-Stick“). Am Salat mit Ziegenkäse-Baguette-Trumm, zu süßen Balsamico-Birnen und letscherten karamellisierten Nüssen muss noch gefeilt werden. Jedenfalls, danke der Nachfrage, gingen sich noch locker Burger und Lammkarree mit Gemüse und fadem Marillencouscous aus. Es heißt tatsächlich „Bähhh Karähhh“. Flammkuchen gibt’s natürlich auch, das scheint momentan der Bubble-Tea des schnellen Essens zu sein. Und dann haben wir Glück: Wir kriegen ein zweites Dessert „aufs Haus“ zum warmen Schokokuchen. Ein nicht zu süßes Minz-Grieß-Flammerie. „Weil die Küche sich gefreut hat, dass Sie so viel gegessen haben.“ Voll nett. Fix.

TIPP

Das Campus, WU-Campus, Welthandelsplatz 1, 1020 Wien, Tel.: +43/(0)1/729 74 20, tgl. von 8 bis 20 Uhr.

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