Geschmacksfrage: Haubenküche-Burger

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Wie tief kann man/ich sinken? Ein Test der neuen Haubenküche von Toni Mörwald bei McDonald’s.

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Danke, Toni Mörwald! Ich wollte immer schon eine Fast-Food-Besprechung schreiben. Während in Großbritannien Jamie Oliver und Co. dafür werben, dass sich die Jugend gesund, also deklariert nicht von Burgern und Pommes frites ernähren sollte, macht Mörwald das Gegenteil und hat für McDonald’s drei sogenannte Haubenküche-Burger kreiert. Er wirbt dafür flächendeckend auf City-Lights und in
TV-Spots. Auf den Sujets der Kampagne wird die hohe Kunst der Fotoshop-Technik bewiesen, es soll lebensnahere Abbildungen von Kim dem Nordkoreaner geben.

Aber vielleicht schmeckt es, und über die Moral der ganzen Geschichte sollen andere richten. Ich hätte besser eine Filiale mit mörwaldaffinerem Publikum testen sollen statt eine mit Jungvolk auf der Mariahilferstraße. Vergleichbares passiert einem, wenn man im einsamen Landhotel Hummer bestellt und der Kellner meint: „Ich schaue, ob einer unten in der Tiefkühltruhe liegt.“ So fragt mich die nette Frau hinter mir in der Reihe: „Was haben Sie denn Exotisches bestellt?“ Immerhin warten wir schon fast eine Viertelstunde, das Wort Fast Food klingt da komisch. Nur Minuten später hat die verzweifelt schauende Mitarbeiterin die drei großen Burger verpackt, für den McTafelschmaus war gerade die eigens produzierte Packung aus. Macht ja nichts, auf der anderen steht „Auf zum Nobelitaliener!“, und sie erklärt, dass der „Chicken Caprese die feinsten Zutaten unter der südlichen Sonne, delikates Hühnerfleisch, mit zartem Südtiroler Schinkenspeck und würzigem Pesto“, enthält. Das Hühnerfleisch ist hart und schaut aus wie ausgestanzt. Das ganze Weckerl schmeckt derart überwürzt, dass ich verstehe, warum man sich am Softdrink-Automaten uneingeschränkt bedienen darf. Bei der Variante „Surf Turf“ geht es um ein Rindfleisch plus Shrimps, die sind so zu einer Scheibe zusammengepresst worden, dass ich zuerst an einen Erdäfelpuffer denke. Aber: Die Shrimps schmecken knackig, das gepresste Faschierte wie immer hier, die angekündigte Sauce Béarnaise ist leider nur in Spurenelementen enthalten – irgendwie fehlt geschmacklich etwas. Wie wäre es mit Salz? Die Nummer drei klingt ein bisschen pervers: „McTafelschmaus“ beinhaltet Rind, „feine Apfel-Kren-Sauce“, Rösti und Salat. Das schmeckt rund und klebrig süß und tatsächlich sehr nach McDonald’s. Toni Mörwald kann stolz auf sich sein. 

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