Kirschen ohne Innenleben

Kirschen
Kirschen(c) Michaela Bruckberger
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Kampf gegen Maden: Wie Hühner gegen Kirschfruchtfliegen eingesetzt werden können.

Sollten Sie in der glücklichen Lage sein, sowohl Hühner als auch Kirschbäume zu eignen, so lassen Sie Ihre Hendln möglichst oft und zu jeder Jahreszeit im Schatten dieser scharren. Die gefiederten Damen sind das beste natürliche Abwehrmittel gegen Maden in den Kirschen, und das funktioniert so: Die Kirschfruchtfliege, die Verursacherin des Übels, lebt in ihrem Jugendstadium als Made in den reifenden Früchten. Man schätzt das nicht, doch Giftspritzen will man schließlich auch nicht.

Die Maden lassen sich zur Kirschreifezeit entweder zu Boden fallen oder plumpsen mitsamt Kirsche hinunter. Sodann bohren sie sich in die Erde, um sich dort zu verpuppen und im Frühjahr als fixfertige Fliegen auszuschlüpfen. Diese können nicht sehr weit fliegen, doch der Baum ist ja ohnehin nah. Die kleinen Insekten legen dann im Mai und Juni ihre Eier am Kirschbaum ab, und der Prozess beginnt aufs Neue.

Die Hühner allerdings pflegen diese Maden und Puppen mit größtem Behagen und erstaunlichem Instinkt hervorzuscharren und aufzupicken. Seit sie unter meinen Kirschbäumen weiden, gibt es nur noch vereinzelt Kirschen mit lebendigem Innenleben. Dasselbe gilt übrigens auch für die erst seit einigen Jahren eingeschleppte Walnussfruchtfliege und deren Larven. Das Huhn als Flurpflegerin einzusetzen ist also sinnvoll und erfreut sowohl Federvieh als auch die kirschschmatzende Menschheit.

Wer keine Hühner hat, kann den Maden auch mittels mehrfach flächendeckend in den Boden eingegossenen SF-Nematoden (Steinernema feltiae) zu Leibe rücken. Das funktioniert aber nur ab einer Bodentemperatur von zumindest zwölf Grad und bei mehrfacher Anwendung. Die Kirschfliegenkur mit diesen mikrokleinen Fadenwürmern muss im Zweiwochenabstand erfolgen, bevor sich die Maden verpuppen, also während der Reifezeit der Kirschen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.03.2015)

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