Gewürzt wird nicht nur mit den Blättern, sondern auch mit den Samen von Aromapflanzen.
Da wir heute so schön beim Ernten sind: Vergessen Sie keinesfalls, dass Ihr Kräutergarten nicht nur frische oder zu trocknende Würze liefert, sondern auch jede Menge Aromen in Form reifer Samen, die ebenfalls jetzt eingesammelt und für den Winter aufbewahrt werden wollen. Hier ein paar Beispiele.
Eine unterschätzte Köstlichkeiten ist der Samen des kapriziösen Dillkrauts, der, wie alle Samen, gerieben oder ganz in den verschiedensten Gerichten verwendet wird. Er hat eine kräftige, fast ein wenig scharfe dillige Note, die etwa zu Kartoffeln genauso gut passt wie in allerlei Kräutersaucen. Die Küchenprofis nennen das Gewürz übrigens nicht Dillsamen, sondern Samendill, und ohne ihn kommt beispielsweise keine anständig gewürzte Gewürz- und Essiggurke aus.
Eine ebenfalls unterschätzte Spezialität sind die Samen des Liebstöckels oder Maggikrauts. Sie kennt kaum jemand, weil die an sich prächtigen Doldenblüten der kräftigen Pflanze gern über zwei Meter hoch werden und von den meisten Liebstöckelgärtnerinnen und -gärtnern vor ihrer vollen Entwicklung abgeschnitten werden, damit das Maggikraut unten frisch bleibt.
Die reifen Liebstöckelsamen schmecken so ähnlich wie die Blätter, doch überraschenderweise dezenter und machen sich in experimentellen Gewürzmischungen ebenso gut wie als Würze für Fisch, Suppen, Eintöpfe und Co.
Ein extravagantes Aromaerlebnis sind die Samen der Wilden Möhre. Für diese müssen Sie entweder im Garten eine kleine Wiese stehen lassen oder sich hinaus in die freie Wildbahn verfügen. Wenn die Samen braun sind, können sie eingesammelt werden. Man muss sie vorsichtig und rasch reiben, da sie dazu neigen, bitter zu werden. Der Geschmack der Wilden Karotten macht sich, sparsam eingesetzt, wunderbar in Gemüse- und Fleischtöpfen und natürlich in Karottengerichten.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.08.2015)