Manches neu im Mai

Die Ligularia dentata ist eine Prachtstaude aus China und Japan und schwer zu pflegen.
Die Ligularia dentata ist eine Prachtstaude aus China und Japan und schwer zu pflegen.Ute Woltron
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Die besten Erfindungen machen wir experimentierfreudigen Gärtner meist selbst. Doch mitunter greifen uns andere mit praktischen Innovationen helfend unter die Arme.

Drei Innovationen erwiesen sich heuer bereits als höchst nützlich, weil das Gartenleben eklatant erleichternd, und dabei haben wir ja erst Mai. Wer weiß, was noch alles in dieser gerade angelaufenen Saison daherkommt? Die simpelste Erneuerungsmaßnahme betrifft das Lieblingsfressen der Schnecken: Die Ligularia dentata, eine mit dem Huflattich verwandte mehrjährige Prachtstaude aus China und Japan, scheint der ultimative Leckerbissen für Mollusken zu sein, was ihre Hege und Pflege schwierig macht.

Dieser zweifelhafte Vorzug animiert, sobald das schöne Geschöpf im Frühjahr seine ersten dunkelpurpur gefärbten, glänzenden Blättchen aus der Erde streckt, die Schneckenpopulation der gesamten Umgebung zu einem Wettkriechen. Spätestens im Mai ist die Ligularia zu einer Art botanischem Gerippe erschlankt, von dem die Schnecken ermattet und fettgefressen quasi abfallen und zufrieden von dannen kriechen – wenn man sie denn nicht zuvor erlegt.


Große Töpfe.
Heuer befinden sie die begehrten Pflanzen jedoch in Gewahrsam und in Sicherheit. Die Ligularien wurden den Blumenbeeten entrissen und in große Töpfe übersiedelt. Diese stehen in noch größeren Untersetzern, welche stets mit Wasser gefüllt sein müssen. Ligularien mögen es sowieso gern feucht, also ist der Topf von doppeltem Vorteil. Zwar finden sich immer noch vorwitzige Schnecken am Rand des Untersetzerozeans ein und strecken ihre Fühler begehrlich gen Blattwerk, doch wagen sie es nicht, sich in die Wogen zu stürzen. Sehr befriedigend. So makellos waren die Pflanzen in ihrem mittlerweile zehnjährigen Leben noch nie.

Ich überdenke bereits weitere Einsatzmöglichkeiten für Schnecken-Wasserbarrieren, beispielsweise im Gemüsegarten, Stichwort Salat. Möglicherweise steht die Erfindung des rundum gefluteten Rigolbeetes kurz bevor, bei Erfolg wird selbstverständlich an dieser Stelle sogleich berichtet.


Flexibler Gartenschlauch.
Apropos Wasser: Eine technische Erfindung jüngeren Datums, der ich anfangs eher skeptisch gegenüberstand, erwies sich im Feldversuch als absoluter Volltreffer. Der sogenannte flexible Gartenschlauch ist eine Art Ziehharmonika unter den Schläuchen. Nur wenn er geflutet wird, dehnt er sich aus, und das zu erstaunlichen Längen. 30 Meter Schlauch wiegen dabei ungefüllt etwa ein Dreiviertelkilo, also so gut wie nichts. Wenn man das Wasser ablässt, zieht sich der Schlauch von selbst wieder zusammen, und zwar auf ein Minimum, das locker mit einer Hand zu einem winzigen Häuflein zusammengeschoben und beispielsweise in einem Kübelchen verstaut werden kann. Kein Ringen mehr mit schweren Gummiwürsten, kein Absäbeln hochgewachsener Pflanzen beim Um-die-Kurve-Biegen, kein Herumliegen von hässlichen, knallig gefärbten Schlauchskulpturen in der Wiese.

Der einzige Nachteil, der im Fall von sanft zu bewässernden Topfgärten jedoch auch eher zum Vorteil gerät: Die Schläuche gibt es bis dato nur in der Halbzollvariante, sie sind also überall dort eher zu empfehlen, wo händisch und nicht mit Sprinklern gegossen wird. Die Lösung dieses Luxusproblems ist jedoch einfach. Graben Sie Ihre alten Dreiviertelzoll-Schläuche ein oder verlegen Sie sie fix befestigt dorthin, wo Sie Sprinkler regelmäßig zum Einsatz zu bringen gedenken.

Das leitet zur bis dato letzten Innovation über, denn beim Erdewühlen wird jeder dreckig, und auch der beste Gartenhandschuh – wenn man ihn überhaupt im Rausch des Geschehens zur Hand hat, was meist nicht der Fall ist – schützt die Hände nicht vollkommen vor der Krume. Wir Gärtner erkennen einander an den kurz geschnittenen und trotzdem schmutzigen Nägeln.


Chirurgen- und Gärtnerhände. Gartenhände wirklich sauber zu kriegen ist erstaunlich mühsam, und selbst die gute alte Nagelbürste scheitert, auch strapaziert sie die Haut auf die Dauer aufs Unangenehmste. Das Gegenteil der Gärtnerhand ist jene des Chirurgen. Zum Zweck der optimalen Reinigung schwer zugänglicher Stellen verwenden sie bestimmte Einmalhandwaschbürsten, die man nur im Medizinspezialversand bekommt. Dank der vorausschauenden, im Operationssaal beschäftigten Verwandtschaft kamen die Nachbarin und ich in den Besitz von zwei dieser herrlichen Bürstchen – einmal gebraucht, noch völlig in Ordnung. Im Gegensatz zu den Operateuren verwenden wir sie natürlich monatelang, und nichts, kein Waschsand, keine andere Nagelbürste reicht auch nur annähernd an ihre Bürstkraft heran.

Ligularia. Die schöne Staude kommt in vielen Arten und Sorten vor, wobei die erwähnte Ligularia dentata rundliche Blätter und sattgrüne Blüten treibt. Ihre Cousine, die Ligularia przewalskii, blüht ebenfalls sattgrün, trägt aber stark gebuchtete Blätter.

Flexibler Schlauch. Wir geben hier keine Empfehlung für eine der diversen Marken ab, unter denen diese Erfindung mittlerweile vertrieben wird. Doch machen Sie sich in den einschlägigen Gartenforen schlau.

Handbürste. Um eine solche zu erlangen, wenden Sie sich am besten an Ihren Arzt oder Apotheker, noch besser schlagen Sie im Internet unter „sterile Handwaschbürsten“ nach.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.05.2016)

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