Rot und Schwarz

Der Schlafmohn wirft unendliche Mengen von Saatgut ab, sobald seine großen Kapseln reifen.
Der Schlafmohn wirft unendliche Mengen von Saatgut ab, sobald seine großen Kapseln reifen. Ute Woltron
  • Drucken

Da der Schlafmohn einzigartig ist und erfreulich viele Samen abwirft, werden sie nun verschenkt.

Regelmäßige Leserinnen und Leser dieser Kolumne dürften erahnen, dass dem prächtigen Schlafmohn im „Gartenkralle“-Frühsommergarten seit Langem schon ein besonderer Stellenwert zukommt. Heuer hat die erstaunlich selten in den Gärten anzutreffende einjährige Pflanze wochenlang so toll geblüht, dass so gut wie alle, die ihn erblickten, gleich um Samen baten. Gern, nichts einfacher als das.

Der Schlafmohn wirft unendliche Mengen von Saatgut ab, sobald seine großen, ebenfalls hübschen Kapseln reifen. Aufgrund der Nachfrage blieben heuer alle Samenstände an den mittlerweile nicht sehr ansehnlichen, weil verwelkenden Pflanzen stehen. Sie trocknen dieser Tage langsam ab, die Mohnkörner können regelmäßig aufgefangen und gesammelt werden. Dabei muss man jedoch konsequent und oft auch hurtig sein. Tägliche Kontrolle ist erforderlich, denn der Mohn bildet – übrigens eine Seltenheit in der Botanik – Porenkapseln. Sobald sich die Löcher an der oberen Kante unter dem Rand öffnen, was sich etwa einen Tag zuvor abzuzeichnen beginnt, rieseln die Samen beim leichtesten Hauch aus der Kapsel. Besagter Schlafmohn wird gute eineinhalb Meter hoch, ist blutrot mit schwarzem Auge und mag ausschließlich trockene, karge, lehmige, vollsonnige Standorte. Ohne kräftige Sonnenlage tut er sich die Mühe des Austreibens erst gar nicht an. Da er so schön ist – wie die Vorstellung, ihn allerorten blühen zu sehen – bekommen die ersten Fünf von Ihnen, die eine E-Mail an ute.woltron@diepresse.com schicken, ein Samenpäckchen zugeschickt. Einzige Auflage: Ab kommendem Sommer verschenken Sie bitte die Samen weiter, weil Geben seliger ist als Nehmen.

Nachsatz: Möglicherweise hat der Schwarz-Rote teilweise heimlich den Rosa-Gefüllten geheiratet und hybridisiert. Ganz genau werden wir das erst im kommenden Juni wissen, aber egal, beide sind echte Hingucker.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.07.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.