Blutmehl als brachiale Düngemethode

(c) Www.BilderBox.com (Www.BilderBox.com)
  • Drucken

Futter für die Pflanzen: Ob Hühnermist oder Pferdeäpfel, Hornspäne oder Blutmehl - Wahl der Düngemittel bleibt Ihnen überlassen. Die Sache ist aber jetzt zu überlegen, weil bald die Zeit des Düngens anbricht.

Bei einer guten Hausfrau geht nichts verloren, sprach die alte Bäuerin zufrieden, als sie ihren verloren geglaubten Fingerling in der Blutwurst wiederfand. Der war ihr beim Saustechen und dem anschließenden Blunzenstricken abhandengekommen. Das Schlachten und Verwerten der Schweine auf dem eigenen Hof, zu dessen Höhepunkten eben stets dieses Blutwurstmachen gezählt hat, wird heute kaum mehr praktiziert. Also gehört diese Geschichte der Vergangenheit an.

Ganz aktuell ist aber die folgende: Die Verwandte einer Verwandten, so berichtete mit ziemlich schreckgeweiteten Augen eine Tochter des schönen Landes Oberösterreich, würde mit dem Blut des eigenen Gatten ihre Blumen düngen. Mit Wasser verdünnt, versteht sich, und einmal pro Monat. So oft würde der gute Mann nämlich aus medizinischen Gründen zur Ader gelassen. Die Blumen seien zweifelsohne prächtig.

Schweigen legte sich über die Runde, nachdem sie diese Geschichte preisgegeben hatte, und eine Fülle unterschiedlicher Fragen tat sich auf. Wer, zum Teufel, sollte heute noch dem doch aus der Mode gekommenen Aderlass nachgehen? Und warum, um Gottes Willen, würde jemand auf die Idee verfallen, mit Blut seine Blumen zu kräftigen?

Doch auf alles gibt es Antwort. Erstens: Zum Beispiel Leute, die an Hämochromatose leiden, was verkürzt gesagt eine Erkrankung des Eisenstoffwechsels ist, werden regelmäßig zur Ader gelassen, denn das senkt den Eisengehalt im Körper. Zweitens: Blut ist tatsächlich ein altbewährter, wenngleich ebenfalls aus der Mode gekommener Dünger. Denn es ist reich an Stickstoffverbindungen.

Die Ehefrau des zur Ader Gelassenen scheint also erstens in biologischen Prozessen bewandert und zweitens eine im altmodischen Sinn gute Hausfrau zu sein. Nichts darf verloren gehen. So wie die Schweine früher bis zum letzten Fitzelchen verwertet wurden. Das Einverständnis des düngerspendenden Gatten darf vorausgesetzt werden.

Blutmehl, meist von Hühnern

Sollte Ihnen vor dieser doch brachial scheinenden Düngermethode grausen, die übrigens für alle anderen immer noch als meist aus Hühnern gewonnenes Blutmehl im Handel ist, können wir mit möglicherweise etwas appetitlicheren Alternativen aufwarten. Zu den besten Stickstofflieferanten zählen beispielsweise die Hornspäne, um bei den organisch-animalischen Düngern zu bleiben. Und um die unterschiedliche Güte gut verrotteter Pferdeäpfel, Kuhfladen, vor allem aber des sogenannten Hühnerdrecks herrschen ewige Debatten unter Gärtnerinnen und Gärtnern aller Art.

Jauchen als Alternative

Fest steht aber, dass jetzt bald die Zeit des Düngens anbricht. Gedüngt wird im Frühling, wenn alles wächst. Denn auch Pflanzen brauchen Futter. In der späteren Saison sollte man sich damit allerdings ab Hochsommer zurückhalten, weil die Pflanzen sonst mastig werden und die Fröste des Winters nicht gut überstehen. Wem immer noch graust und wer vom Animalischen absehen will, der muss sich mit Jauchen aller Art über die Runden helfen.

Über deren unterschiedliche Beschaffenheit streiten die Gärtnerinnen und Gärtner auch. Hier stehen die Vertreter der Brennnesseljauchefraktion jenen der Beinwellanhänger gegenüber. Am besten, sie setzen beides an, und das geht so: Ordentliche Mengen frischen Krautes werden mit Wasser in einer Tonne angesetzt, mindestens zwei Wochen unter täglichem Rühren zum Zwecke des Gärens stehen gelassen, sodann eins zu zehn verdünnt auf die Erde aufgebracht. Stinkt nur anfangs herrlich, düngt verlässlich gut, und das ganz ohne Blut.

Gartentipps

Da wir uns nicht so leicht geschlagen geben, legen wir Ihnen für stark zehrende Pflanzen wie Gurken, Kürbisse, Tomaten, Zucchini, Kohl und so weiter trotzdem den organischen Mist ans Herz.

Der muss allerdings wirklich gut verrottet sein, sonst ist er zu scharf für die feinen Würzelchen. Eine der Leibspeisen ist zum Beispiel der Hühnermist. Der kann in Wasser gelöst, ein paar Wochen abgerastet und sodann stark verdünnt aufgebracht werden. Einheimischer Guano ist das sozusagen. Aber Achtung, halten Sie sich mit allzu kräftigen Düngungen bei Schwachzehrern wie Bohnen, Erbsen, Leguminosen und den meisten Kräutern zurück.

Für Brennnessel- oder Beinwelljauche: Ordentliche Mengen frischen Krautes mit Wasser in einer Tonne ansetzen, mindestens zwei Wochen unter täglichem Rühren gären lassen. Sodann eins zu zehn verdünnt auf die Erde aufgebracht. Stinkt nur anfangs herrlich, düngt gut.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.03.2011)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.