Rolfing: Gegen Verspannungen und Rückenbeschwerden

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Für Rolfing, Massage und Körperarbeit zugleich, gibt es wenig wissenschaftliche Beweise, aber viele gute Erfahrungen. Rolfing sei eine hervorragende Therapiemöglichkeit bei chronischen Rückenschmerzen.

Eher dürftig ist die Studienlage zu Rolfing. Aber das ist der 45-jährigen Wienerin Marianne M. egal. „Seit ich Rolfing mache, habe ich keine Kreuzschmerzen mehr.“ Rolfing, eine Mischung aus Massage und Körperarbeit, so der Orthopäde, Chirotherapeut und Buchautor Martin Marianowicz, sei eine hervorragende Therapiemöglichkeit bei chronischen Rückenschmerzen, die insbesondere durch Verspannungen, Fehlhaltungen, Disbalancen und in der Vergangenheit liegende Verletzungen hervorgerufen werden.

„Mit Rolfing kann man sehr gut Haltung und Beweglichkeit beeinflussen“, sekundiert Heribert Salfinger, Facharzt für Orthopädie und orthopädische Chirurgie am Orthopädischen Spital Wien Speising.

Bei Rolfing handelt es sich um eine Reihe von Techniken, die mittels Massage von tief sitzenden Bindegewebsstrukturen (Faszien) und einer Schulung von Körperbewusstsein und Selbstwahrnehmung Fehlhaltungen korrigieren und Schmerzen lindern soll. Salfinger: „Es wird also auf der einen Seite mittels manueller Bindegewebsbehandlung versucht, verkürzte Muskelhüllen und verhärtetes Bindegewebe wieder weicher und beweglicher zu machen. Auf der anderen Seite muss der Patient aber auch aktiv werden, seine Körperwahrnehmung wird so geschult, dass Bewegungs- und Haltungsmuster, die dem Körper nicht guttun, frühzeitig aufgespürt und verändert werden können.“

Zuerst medizinische Abklärung

Die amerikanische Biochemikerin Ida Rolf, die Rolfing entwickelt hat, ging davon aus, dass durch fehlerhafte Körperhaltung verkürzte und verhärtete Faszien eine Wurzel chronischen Schmerzes seien und man mit gewissen Techniken dagegen angehen könne. Das war bereits in den 1950er-Jahren. Dennoch gäbe es bis jetzt nur wenige klinische Studien, sei der wissenschaftliche Nachweis der Effizienz dürftig, wenden Kritiker ein. „Gibt es Studien zu Blinddarmoperation oder Herztransplantation? Sie helfen trotzdem“, wirft Marianowicz ein. „Rolfing verhilft zu einer aufrechteren Haltung, hilft auch bei Rundrücken, Verspannungen und Kopfschmerzen.“

„Die tiefe, aktivierende Massage von Faszien nimmt auch Einfluss auf den Energiehaushalt“, betont Salfinger. Kontraindikationen seien ein akuter Bandscheibenvorfall, schwere Herzerkrankung, jede Art von Tumor, akutes Rheuma, bei fortgeschrittener Osteoporose müsse man sehr aufpassen, „daher rate ich jedem vor einer Rolfing-Behandlung zu einer schulmedizinischen Abklärung seiner Leiden“, empfiehlt Salfinger.

„Vor jeder Behandlung schaue ich mir jeden Klienten ganz genau an, wie er geht, wie er sitzt, wie er steht, ob er einen Beckenschiefstand hat, ob die Schultern hochgezogen sind. Darauf stimme ich das weitere Programm ab“, erklärt Christian Schabus, Rolfer und Masseur im Hotel Hochschober, eines von ganz wenigen österreichischen Hotels, in denen Rolfing angeboten wird. „Diese Methode eignet sich auch hervorragend zur Vorbeugung von Verspannungen und Schmerzen.“
Eine Rolfing-Sitzung dauert 60 bis 90 Minuten, die Gebietskrankenkassen übernehmen keine Kosten, von einigen Zusatzversicherungen werden Rolfing-Behandlungen teilweise oder ganz rückvergütet. (cr)


WEITERE INFORMATIONEN UNTER

www.rolfing.at
www.rolfing.org
www.hochschober.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.09.2012)

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